Beutesuchen für Raubkatzen anstrengender als Jagen
SantaCruz/Belfast (dpa) - Geparden und Pumas sind geschickte Jäger. Forscher haben jetzt untersucht, wie viel Energie die Raubkatzen aufwenden müssen, um satt zu werden - und kamen zu überraschenden Ergebnissen.
Raubkatzen benötigen viel mehr Energie zum Aufspüren von Beutetieren als für die eigentliche Jagd. Das zeigen zwei Studien zu Geparden und Pumas, die jetzt im US-Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurden. Im Vergleich zur oft langwierigen Suche nehme das kraftraubende Reißen der Beute nur eine sehr kurze Zeit in Anspruch, betonen die Wissenschaftler.
Deshalb sei es für Geparden kein Problem, wenn ihnen Löwen oder Hyänen gelegentlich ihre Beute abjagten, schreibt ein Team um David Scantlebury von der Königlichen Universität im nordirischen Belfast. Eine weitere Jagd nach einer verlorenen Mahlzeit erhöhe den täglichen Energiebedarf eines Geparden nur um zwölf Prozent, errechneten die Forscher. In früheren Studien war vermutet worden, dass das Beutestehlen durch Konkurrenten zum Niedergang der Geparden beitragen würde.
Stattdessen sehen die Wissenschaftler den Menschen als Hauptursache für den Rückgang der Geparden-Populationen an. „Alles, was wir tun, dass sie weiter laufen müssen, um ihre Beute zu finden - den Bestand ihrer Beutetiere verringern oder Zäune und Barrieren aufstellen - macht das Leben für einen Geparden etwas schwerer“, sagt Johnny Wilson von der North Carolina State University in Raleigh (USA) laut einer Mitteilung seiner Universität.
Die Gruppe um Scantlebury und Wilson untersuchte 19 Geparden in zwei afrikanischen Nationalparks. Die Biologen fingen die Tiere ein und spritzten ihnen Wasser mit bestimmten Isotopen. Dann zeichneten sie für zwei Wochen die Verhaltensweisen der Geparden auf und untersuchten Proben der Ausscheidungen. Aus den gefundenen Isotopenwerten kalkulierten sie den täglichen Energiebedarf der Raubkatzen. Sie errechneten, dass die Geparden selbst dann keine größeren Probleme hätten, wenn ein Viertel ihrer erlegten Beute stibitzt werden würde. Beobachtungen in Nationalparks erbrachten aber nur Werte zwischen 9 und 14 Prozent.
Einen anderen Weg, um den Energiebedarf von Pumas zu berechnen, gingen Terrie Williams von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz (USA) und ihre Kollegen. Sie entwickelten ein High-Tech-Halsband, mit dem sie Pumas nicht nur verfolgen, sondern auch genau deren Tempo messen können. Die Geräte testeten die Forscher zunächst an drei gefangenen Pumas, um den einzelnen Messwerten Verhaltensweisen wie Streunen, Lauern oder Überfallen der Beute zuordnen zu können. Gleichzeitig maßen sie bei den Tieren den Sauerstoffverbrauch, um den Energiebedarf für die einzelnen Verhaltensweisen zu ermitteln.
Anschließend legten die Wissenschaftler vier wilden Pumas die Halsbänder an und ließen sie in den Bergen um Santa Cruz herumstreunen. Dabei fanden sie heraus, dass Pumas 2,3-mal so viel Energie in die Suche nach Futter stecken müssen als bisher angenommen. Wenn sie sich auf ihre Beute stürzen, dosieren sie den Energieeinsatz genau, je nach Größe des Beutetiers. „Die Energetik von wilden Tieren zu verstehen, die sich in schwierigem Gelände bewegen, ist eine wertvolle Information, um bessere Managementpläne für die Tierwelt zu entwickeln“, erläutert Williams in einer Mitteilung seiner Universität.