Drei Raumfahrer nach 167 Tagen zurückgekehrt
Moskau (dpa) - Drei Männer im Schnee: Nach 167 Tagen im All sind drei Raumfahrer von der Internationalen Raumstation ISS wohlbehalten in der verschneiten Steppe von Kasachstan gelandet.
Die russische Sojus-Kapsel mit dem US-Astronauten Mike Fossum sowie dem Japaner Satoshi Furukawa und dem russischen Kosmonauten Sergej Wolkow schlug am Dienstag um 3.25 Uhr MEZ (8.25 Uhr Ortszeit) von Fallschirmen gebremst in der früheren Sowjetrepublik in Zentralasien auf. „Die Crew fühlt sich normal“, sagte ein Arzt an dem Landeort etwa 86 Kilometer nordöstlich der Stadt Arkalyk. Auf der ISS in rund 350 Kilometer Höhe über der Erde hatten die Männer seit Juni gearbeitet.
Unterdessen teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau mit, dass die fehlgeleitete Marsmond-Sonde Phobos-Grunt so gut wie verloren sei und wohl in den nächsten Wochen auf die Erde stürze. Da zu der in der Erdumlaufbahn kreisenden Apparatur kein Kontakt habe hergestellt werden können, gebe es nur noch eine kleine theoretische Chance, sagte Roskosmos-Vizedirektor Witali Dawydow nach Angaben der Agentur Interfax. Die 13,5 Tonnen schwere und 120 Millionen Euro teure Sonde war am 9. November ins All geschossen worden, dann aber zündeten wegen eines Programmierfehlers die Triebwerke nicht. Es war eine von mehreren Pannen im russischen Raumfahrtprogramm 2011.
In der kasachischen Steppe mussten die Rückkehrer die erste Zeit nach der Landung auf Klappsesseln verbringen, da ihre Muskeln durch den fünfmonatigen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit geschwächt sind. Bei Morgenfrost von minus 14 Grad und leichtem Nordwestwind winkten die in dicke Wolldecken gehüllten Männer gut gelaunt in die Fernsehkameras. Rettungskräfte reichten ihnen entsprechend russischer Tradition nach der geglückten Landung einen frischen Apfel. Danach trugen sie die Männer im Licht der aufgehenden Sonne zur ersten Untersuchung in ein Feldlazarett. „Sie müssen auch die durchgeschwitzten Kleider wechseln“, sagte ein Roskosmos-Sprecher.
Im Gepäck hatten die Raumfahrer auch einen Schwarm Fruchtfliegen, die nach dem Aufenthalt im All nun von Biologen untersucht werden. Die Sojus hatte gut drei Stunden vor der Landung vom Außenposten der Menschheit abgedockt. Auf dem Weg zur Erde testete die Crew auch die neue digitale Steuerung der Raumkapsel. Ursprünglich sollten die Männer bereits am 16. November zurückkehren. Der Flug war aber nach dem Absturz eines unbemannten russischen Raumfrachters im August verschoben worden. Auf der ISS verblieben die russischen Kosmonauten Anton Schkaplerow und Anatoli Iwanischin sowie US-Astronaut Daniel Burbank. Sie sollen im März 2012 zur Erde zurückkehren.
Der nächste Flug zur ISS ist für den 21. Dezember geplant. Dann starten Oleg Kononenko (Russland), Donald Pettit (USA) und André Kuipers (Niederlande) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus ins All. Russland ist nach dem Aus für die US-Space-Shuttles das einzige Land, das bemannte Flüge zur Raumstation organisiert.