Durchleuchtung der Atmosphäre einer „Supererde“
London/Göttingen (dpa) - Ein deutsch-amerikanisches Astronomenteam hat erstmals die Atmosphäre eines erdähnlichen Planeten bei einem anderen Stern durchleuchtet. Die Beobachtungen legen nahe, dass der ferne Planet viel Wasserdampf in seiner Atmosphäre besitzt oder sogar in dichte Wolken gehüllt ist.
Das schreiben die Forscher im britischen Fachjournal „Nature“ (Band 468, Nr. 7324, S. 669-672). Möglicherweise hat er einen kochenden Ozean an seiner Oberfläche.
Der Planet mit der Katalognummer GJ 1214b umkreist eine rote Zwergsonne im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus). Das 2009 entdeckte System gehört zu unserer kosmischen Nachbarschaft und ist rund 40 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht rund zehn Billionen Kilometer.
GJ 1214b gilt als sogenannte Supererde: Sein Durchmesser ist etwa 2,6 Mal größer als derjenige der Erde, und er besitzt rund 6,5 Mal soviel Masse wie unser Heimatplanet. Die Forscher hatten verschiedene Vorstellungen von diesem Exoplaneten: Entweder handelt es sich um einen Gesteinsplaneten wie die Erde, der möglicherweise sogar Wasser an seiner Oberfläche hat. Oder der Trabant ähnelt eher einer kleinen Ausgabe des Gasplaneten Neptun, mit einer wasserstoffreichen Atmosphäre und einem kleinen Gesteinskern.
Mit den Instrumenten der Europäischen Südsternwarte (ESO) spähten die Astronomen um Jacob Bean von der Universität Göttingen und dem Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik in die Atmosphäre der Supererde. Das ist möglich, weil sie von der Erde aus gesehen alle 38 Stunden genau vor ihrem Mutterstern vorbeizieht. Ein kleiner Teil des Sternenlichts durchleuchtet dann die Atmosphäre des Planeten.
Bei der Analyse der durchleuchteten Atmosphäre konnten die Astronomen keinen Wasserstoff entdecken. Das spricht dafür, dass die Atmosphäre von Wasserdampf dominiert wird. Bereits bei der Entdeckung der Supererde hatten Astronomen über Wasser an ihrer Oberfläche spekuliert. Wegen der geringen Entfernung des Planeten zu seinem Stern müsste Wasser allerdings verdampfen: Auf dem Exoplaneten ist es vermutlich rund 200 Grad Celsius heiß, Leben ist dort daher unwahrscheinlich.
Auch auf anderen Exoplaneten wurde bereits Wasser gefunden, Astronomen haben bei größeren Exoplaneten auch bereits die Atmosphäre untersucht. GJ 1214b ist jedoch der erste erdähnliche Exoplanet, bei dem dies gelang.
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- Internet: [ESO-Mitteilung](http://dpaq.de/tur1h)