Ein alter Fuß deutet auf weitere Vormenschen-Art hin

London (dpa) - „Lucy“ war nicht allein: Außer der berühmten Vertreterin der Vormenschen-Art Australopithecus afarensis und ihren Artgenossen lebte vermutlich noch mindestens eine ähnliche Art vor drei bis vier Millionen Jahren in Ostafrika.

Darauf deuten nun entdeckte fossile Überreste eines Fußes hin. Anders als die wahrscheinlich überwiegend aufrechtgehenden Australopithecinen, konnte der ehemalige Besitzer des untersuchten Fußes wohl auch gut in Bäumen herumklettern. Dies berichten Forscher aus den USA und aus Äthiopien im Fachblatt „Nature“ (Bd. 483, S. 565).

Fossile Überreste von Vormenschen-Füßen finden sich bei Ausgrabungen nur selten. Die Knochen sind sehr fragil; sie werden häufig von Raubtieren gefressen und zerfallen leicht. Gerade Füße können jedoch viel über die Entstehung des aufrechten Gangs verraten, der als ein entscheidender Schritt in der Evolution hin zum Menschen gilt. Die Forscher um Yohannes Haile-Selassie von der Case Western Reserve University (Celveland/US-Staat Ohio) untersuchten nun insgesamt acht Knochen eines rechten Fußes, die in der Afar-Region in Äthiopien ausgegraben worden waren. Das Alter der Knochen bestimmten die Wissenschaftler auf etwa 3,4 Millionen Jahre.

In vielen Merkmalen ähnelt der Fuß denen von Affen, besonders von Gorillas. Der große Zeh zum Beispiel ist kurz und anders als beim Menschen und seinen Vorfahren abgespreizt. Er eignete sich damit zum Greifen und zum Klettern in den Bäumen. In dieser Hinsicht ähnelt der Fuß dem von Ardipithecus ramidus, der vor rund 4,4 Millionen Jahren in der Region lebte. Andere Merkmale des Fußes deuten auf eine Anpassung an den aufrechten Gang hin. Zum Beispiel konnten die Zehen vermutlich überstreckt werden, um den Fuß am Ende eines Schrittes vom Boden abzustoßen.

Zu einer Zeit, als die Australopithecinen in Ostafrika herumliefen, gab es vermutlich noch andere Vormenschen-Vertreter, die ebenfalls aufrecht liefen und in Bäumen kletterten, schreibt der Anthropologe Daniel Lieberman von der Harvard University (Cambridge/US-Staat Massachusetts) in einem Kommentar zu dem Artikel (Bd. 483, S. 50). Um zu verstehen, welche Bedeutung für die menschliche Evolution die nun entdeckte Vielgestaltigkeit der Extremitäten hat, müssten die Forscher sich weiter ihre Füße im Freiland und im Labor schmutzig zu machen. „Wir brauchen mehr Fossilien, um herauszufinden, welche Körper auf diesen Füßen liefen (.).“