Experte: Trockenheit ist Vorbote für Jahreszeitenverschiebung

Braunschweig. Die aktuelle Trockenperiode in Deutschland könnte nach Einschätzung eines Forstexperten der Vorbote für eine Jahreszeitenverschiebung sein. „Alles deutet darauf hin, dass es in Deutschland früher Frühling und später Herbst wird“, sagte Georg von Wühlisch, Wissenschaftler am Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Die hohen Temperaturen und der geringe Regen im April und Mai seien zwar nicht ungewöhnlich, aber der Trend zu einem längeren Sommer mit Blick auf die vergangenen Jahre sei zu merken. Langfristige Folgen werde die Trockenheit durch die Jahreszeitenverschiebung vor allem auf die Zusammensetzung der Wälder haben, sagte der Wissenschaftler.

„Regional werden Bäume sterben, die viel Wasser brauchen - Buchen zum Beispiel“, meinte von Wühlisch. „Sie werden ersetzt durch Eichen und Robinien mit geringerem Wasserbedarf.“ Auch auf die Felder werde sich die Trockenheit auswirken: Dadurch steige Gefahr von Sandstürmen wie auf der Autobahn bei Rostock im April mit acht Toten. Abhilfe können nach Meinung des Experten sogenannte „Agroforstsysteme“ schaffen.

Auf sandigen Feldern werden zwischen die Nutzpflanzen wie Mais, Raps oder Gerste rund zwölf Meter breite Baumreihen gepflanzt. „Die Gehölzstreifen verringern die Winderosionsbildung“, erklärte von Wühlisch. Der Wind werde durch die Bäume gebremst und der Sand weniger aufgewirbelt. Derzeit erforscht der Forstexperte, inwieweit sich Agroforstsysteme in ehemaligen Kohleanbaugebieten in Brandenburg umsetzen lassen.

„Brandenburg ist die trockenste Region in Deutschland.“ Durch die Jahreszeitenverschiebung und die länger werdende Vegetationsperiode sieht von Wühlisch jedoch auch neue Möglichkeiten für die deutsche Landwirtschaft. „Möglicherweise lassen sich in Deutschland zukünftig zwei Fruchtarten pro Jahr anbauen und entsprechend zweimal jährlich ernten.“