Faultiere auf kulinarischen Abwegen in der Toilette
Göttingen (dpa) - Eigentlich ernähren sich Faultiere fast ausschließlich von Blättern, doch im peruanischen Regenwald sind sie auf einen anderen Geschmack gekommen. Um menschliche Fäkalien zu fressen, stiegen Zweifinger-Faultiere dort über Jahre hinweg in die Latrine einer biologischen Feldstation.
Das berichten Prof. Eckhard Heymann vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen und Kollegen in der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift „Mammalian Biology“. Der Artikel ist ein „Abfallprodukt“ der Primatenforscher, die in Peru eigentlich das Verhalten von Neuwelt-Affen analysieren.
Faultiere seien in der Regel sehr schwierig zu beobachten, sagte Prof. Heymann. „Sie hängen in den Bäumen und bewegen sich kaum.“ Deshalb gebe es auch sehr wenig wissenschaftliche Literatur über sie. Seit 1997 hat das Deutsche Primatenzentrum eine permanent besetzte Forschungsstation im Amazonasregenwald von Peru. Mehr als 25 Mal hätten Studenten und Mitarbeiter dort in der Toilette Faultiere entdeckt. Als die Tiere ertappt wurden, flüchteten sie. „Wir waren alle erstaunt, wie schnell ein Faultier rennen kann“, berichtete Heymann.
Über die Ursache für die unappetitlichen Vorfälle lässt sich den Forschern zufolge bisher nur spekulieren. Infrage kommen Nährstoffe sowie Bakterien im menschlichen Kot. Eventuell wollten die Tiere auch Mineralstoffe aufnehmen oder Larven fressen, die sich in der Latrine entwickelt haben.
Die kulinarische Vorliebe hat jedoch möglicherweise negative Folgen: Faultiere, die sich oft in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhalten, könnten auf diese Weise zur Übertragung von Krankheiten und Parasiten des Menschen auf Wildtiere beitragen. So könnten sie etwas Darmbakterien aufnehmen. Um die Faultiere vor menschlichen Krankheitserregern zu schützen, haben die Primatenforscher die Latrine im Regenwald deshalb vor zwei Jahren umzäunt. Seitdem wurde kein ungebetener Gast auf der Toilette mehr gesichtet.