Forscher finden uraltes Primaten-Skelett in China

Peking (dpa) - Wissenschaftler haben das bislang älteste, fast komplett erhaltene Skelett eines Primaten entdeckt. Die winzige Kreatur lebte vor 55 Millionen Jahren in China und wog nur 20 bis 30 Gramm.

„Bisher hatten wir fast nur Fragmente von so alten Primaten-Skeletten. Der Fund hilft uns nun, auch mehr über die Vorfahren des Menschen zu verstehen“, sagte der Paläontologe Ni Xijun von der Akademie der Wissenschaften in Peking der Nachrichtenagentur dpa. Er und sein Team veröffentlichten den Fund im Journal „Nature“.

Es handelt sich um einen Vorfahren des Koboldmakis und damit um das älteste und primitivste Glied in der Ahnenreihe der sogenannten Trockennasenaffen, wie Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen erläuterte. Dazu gehören auch Menschenaffen und Menschen. Ihnen stellt man die Feuchtnasenaffen gegenüber, zu denen etwa Lemuren und Loris zählen.

Koboldmakis leben heute auf südostasiatischen Inseln wie Sumatra, Borneo, und den südlichen Philippinen. Auch in einigen europäischen Zoos gibt es die Tiere mit den großen Augen.

Die Knochen des Primaten wurden in einem alten Flussbett in der zentralchinesischen Provinz Hubei entdeckt. Damit seien die Tiere viel weiter verbreitet gewesen, als bislang angenommen - vermutlich von China bis Ägypten, sagte Kappeler. Es gebe nur sehr wenige solcher Fossilien. Die Kreatur war nur 71 Millimeter lang.

„Bisher hatten wir keine Vorstellung davon, wie die frühen Affen überhaupt aussahen. Mit dem Skelett können wir nun viele weitere Forschungen machen“, sagte Ni Xijun.

Die Wissenschaftler nennen die Kreatur Archicebus achilles, was in etwa sehr alter Affe bedeutet. So zeigt etwa das Fersenbein des Geschöpfes Ähnlichkeiten mit anderen Trockennasenaffen. Daraus schließen die Forscher, dass die Trennung in Koboldmakis und Anthropoide - die Vorfahren des Menschen - noch früher passiert sein muss, als bisher angenommen. Die Koboldmakis seien jedoch viel näher mit den Anthropoiden und damit letztlich den Menschen verwandt, als bisher angenommen. Auch das habe die Studie ergeben, sagte Ni Xijun.

Schmale Zähne der Kreatur deuten laut „Nature“ darauf hin, dass sie Insekten gegessen hat. Auch heutige Koboldmakis ernähren sich ausschließlich von Insekten. Und sie sind nachtaktiv. Die großen Augenhöhlen des Fossils seien ebenfalls ein Hinweis auf die Lebensweise des Tiers. Vermutlich sei es ein guter Jäger gewesen, der ebenfalls bei Nacht Beute suchte, wie Kappeler erläuterte.