Forscher: Höherer CO2-Ausstoß als je zuvor
Sydney (dpa) - Beim Klimawandel gibt es keine Entwarnung: Nach einem konjunkturbedingten Rückgang der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen 2009 hat der Ausstoß wieder kräftig angezogen. Das bestätigte das australische Wissenschaftsinstitut CSIRO am Mittwoch.
Der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) sei weltweit gesehen 2009 um 1,2 Prozent zurückgegangen, im Jahr 2010 jedoch um 5,9 Prozent gestiegen.
Zudem habe die Konzentration in der Atmosphäre mit 390 ppm (Teile pro Millionen Teile) im vergangenen Jahr Rekordniveau erreicht. Sie war „erheblich höher als in den vergangenen 800 000 Jahren“ heißt es in der Studie. In dem Zeitraum habe sie natürlicherweise zwischen 170 und 300 ppm gelegen.
Auf der Skala der wärmsten Jahre rangiert 2011 nach dieser Studie auf Platz 11, allerdings wurde die Erde auch durch das Klimaphänomen La Niña abgekühlt. 2010 war gemessen an den Durchschnittstemperaturen das wärmste Jahr seit Messbeginn 1880. 13 der wärmsten Jahre wurden in den vergangenen 15 Jahren verzeichnet, heißt es weiter.
„In der geologischen Geschichte der Erde passieren Veränderungen dieser Größenordnung höchst selten“, sagte Karl Braganza, Chef der Abteilung Klimabeobachtung beim staatlichen australischen Büro für Meteorologie. Schuld sei die Verbrennung von Kohle, Öl und anderer fossiler Brennstoffe.
Der Meeresspiegel lag im vergangenen Jahr im Durchschnitt 210 Millimeter über dem Niveau von 1880. Er wird je nach Ort jedoch durch viele Faktoren beeinflusst. So war der Anstieg seit 1993 im Norden und Nordwesten Australiens nach dieser Studie besonders eklatant: sieben bis elf Millimeter im Jahr, zwei bis dreimal so viel wie im Weltdurchschnitt. Die Ozeantemperaturen steigen ebenfalls kontinuierlich.
Trotz der beiden in Australien ungewöhnlich kühlen Jahre 2010 und 2011 sei der Trend eindeutig, sagte Braganza: „Der Klimawandel geht weiter.“ In Australien sei die Durchschnittstagestemperatur seit 1910 um 0,75 Grad gestiegen, mit dem größten Anstieg seit 1970. Nachts sei es sogar um 1,1 Grad wärmer als vor rund 100 Jahren. Bis 2070 dürfte die Temperatur im Durchschnitt um ein bis fünf Grad höher liegen als im Zeitraum 1980 bis 1999.
Der rapide Wandel habe eine klare Ursache, sagte Braganza. „Dies passiert, weil wir fossile Brennstoffe aus der Erde holen und praktisch alles verbrennen.“ Australien ist der größte Kohleexporteur der Welt und gehört pro Kopf gerechnet mit 20,5 Tonnen CO2-Emissionen zu den weltweit größten Klimasündern.
Das Land generiert 80 Prozent seines Stroms durch Kohle. Die Regierung will den CO2-Ausstoß bis 2020 um fünf Prozent unter das Niveau von 2000 bringen. Ab Juli sollen die größten Luftverschmutzer für den CO2-Ausstoß zahlen. Gleichzeitig beginn ein nationaler Handel mit CO2-Zertifikaten.