Forscher: Tiefsee beeinflusst Regen in Westafrika

Kiel/London (dpa) - Tiefe Wasserströmungen im Atlantik beeinflussen den Regenfall in Westafrika. Das haben Kieler Forscher zusammen mit US-Kollegen beobachtet.

Es bestehe ein Zusammenhang zwischen Oberflächenströmung und -temperatur des tropischen Atlantiks und Strömungen in rund 3000 Metern Tiefe am Äquator, schreiben sie im britischen Fachjournal „Nature“. Die Oberflächentemperatur des Wassers ist als wichtiger Faktor für die Niederschlagsschwankungen in Westafrika seit längerem bekannt.

Im Rahmen des internationalen Tropical Atlantic Climate Experiment (TACE) haben die Forscher nachgewiesen, dass es an der Oberfläche des tropischen Atlantiks bislang unbekannte Temperatur- und Strömungsschwankungen gibt, die sich alle viereinhalb Jahre wiederholen. Ganz ähnliche Schwankungen entdeckten die Wissenschaftler in sogenannten Deep Jets. Das sind Tiefenströmungen mit Geschwindigkeiten von zehn bis zwanzig Zentimetern pro Sekunde, die sich entlang des Äquators durch den gesamten Atlantik erstrecken.

„Die Energie dieser Tiefenströmungen wird offenbar durch die Wasserschichten nach oben weitergereicht, wo Oberflächenströmung und Oberflächentemperatur beeinflusst werden“, erläuterte der Erstautor der Studie, Peter Brandt, vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-Geomar.

„Wie groß der Einfluss der Tiefenströmungen ist und wie sie entstehen, wissen wir noch nicht genau“, sagte Brandt. Neue Erkenntnisse erhoffen sich die Wissenschaftler von der aktuellen Fahrt des deutschen Forschungsschiffes „Maria S. Merian“, die noch bis zum 19. Juni weitere Messdaten sammelt. „Bisher haben wir bei der Erklärung tropischer Klimaschwankungen immer nach oben geschaut, insbesondere in die Atmosphäre. Unsere neuen Daten lenken den Blick erstmals auch in die Tiefe des Ozeans und eröffnen ganz neue Denkansätze“, sagte Brandt.