Stromspeicher-Test Forscher versenken Betonkugel im Bodensee
Konstanz (dpa) - Wissenschaftler haben eine riesige Betonkugel bei Konstanz in den Bodensee gelassen. Die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik wollen in den nächsten vier Wochen zahlreiche Tests und Messungen an der Kugel vornehmen, so ein Sprecher des Kasseler Instituts.
Die zentrale Frage sei dabei: Wie kann man die enormen Mengen Strom, die bei der Offshore-Windkraft erzeugt werden, bereits vor Ort zwischenspeichern?
Die Tests sollen in 100 Metern Tiefe laufen - dafür wird die Betonkugel am Mittwoch mit Hilfe von Luftkissen über den See gezogen und dann vor Überlingen im Wasser versenkt. „Bislang ist alles gut gelaufen“, sagte Projektleiter Matthias Puchta. Wenn die Kugel mit drei Metern Durchmesser ihren eigentlichen Standort erreicht, werden die Technik und zahlreiche Kabel verlegt - und anschließend sollen die Messungen und Tests starten. Mit ersten Ergebnissen rechne er schon in den nächsten Tagen, sagte Puchta.
Die 20 Tonnen schwere Betonkugel ist innen hohl und funktioniert nach Angaben der Forscher nach dem Prinzip eines Pumpspeicherkraftwerks: Einströmendes Wasser treibt eine Turbine an, die Strom erzeugt. Bei einem Überschuss an elektrischer Leistung wird das Wasser wieder teils oder ganz aus der Hohlkugel gepumpt. Damit könnte Energie beispielsweise in der Nähe von Offshore-Windparks im Meer zwischengelagert werden - die Speicherung überschüssigen Stroms ist bisher ein zentrales Problem der Windenergie.
Der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Modellversuch im Bodensee soll eines Tages Speicherkugeln mit 30 Metern Durchmesser in größerer Tiefe ermöglichen. „Sicher ist, dass das Konzept erst ab 600 bis 800 Metern Wassertiefe im Meer wirtschaftlich anwendbar sein kann“, sagte Puchta bereits bei der Vorstellung des Projekts zu Beginn des Jahres. „Es gibt ein großes Potenzial für die Anwendung der Technologie in küstennahen Standorten, insbesondere auch vor großen, bevölkerungsdichten Regionen, beispielsweise vor Norwegen, aber auch Spanien, USA und Japan.“