In der Ostsee zwei unterschiedliche Schweinswal-Clans
Stralsund (dpa) - In der deutschen Ostsee leben einer Studie zufolge zwei unterschiedliche Populationen von Schweinswalen. Sie halten sich je nach Jahreszeit abwechselnd in der Pommerschen Bucht östlich von Rügen auf, wie das Deutsche Meeresmuseum am Mittwoch in Stralsund mitteilte.
Für die Spätsommer-Monate wandert demnach eine Gruppe aus der dänischen Beltsee ein, während im Spätwinter Tiere aus der Region vor Finnland in die Pommersche Bucht kommen, wenn das Meer weiter im Norden zufriert.
Für ihre Studie haben die Forscher die Aufnahmen von zwölf Unterwasser-Mikrofonen ausgewertet, die 2002 in verschiedenen Gebieten der deutschen Ostsee installiert worden waren. In der gesamten Ostsee zeichneten von Mai 2011 bis Mai 2013 sogar 305 sogenannte Hydrophone die typischen Klicklaute der Meeressäuger auf, sagte der Wissenschaftler Sven Koblitz vom Meeresmuseum der Nachrichtenagentur dpa. Damit ließ sich zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie bei jedem Wetter feststellen, ob sich in der betreffenden Region Schweinswale aufhalten. Leider sei es noch nicht möglich, aus den Aufnahmen auf die Zahl der gerade anwesenden Tiere zu schließen, so Koblitz. Daran werde aber intensiv gearbeitet.
Die Hydrophon-Daten belegen dem Meeresmuseum zufolge eine deutliche Abnahme der Schweinswal-Aktivität von West nach Ost: Während im westlichsten Beobachtungsgebiet (nördlich der Insel Fehmarn) an fast allen Erfassungstagen Schweinswale aufgezeichnet wurden, ließen sich im mittleren Beobachtungsgebiet (vor Rostock) an 71 Prozent der Tage Schweinswale hören. Im östlichsten Beobachtungsraum (Pommersche Bucht) seien Schweinswale nur an rund vier Prozent der Tage registriert worden. Dort nehme die Aktivität seit 2008 aber zu. Dies könnte auf mehr Schweinswale hindeuten. Es könne aber auch sein, dass sich Tiere aus dänischen Gewässern auf der Suche nach Nahrung immer weiter Richtung Osten vorwagen, hieß es.
Die Wissenschaftler erneuerten ihre Forderung nach einem besseren Schutz der Ostsee-Schweinswale. Keine der bislang unternommenen Schutzmaßnahmen habe zur Erholung der vom Aussterben bedrohten Art geführt. Ungewollter Beifang von Schweinswalen müsse verhindert werden, etwa indem die Fischer Reusen nutzten. Zudem müsse die Unterwasser-Lärmbelastung durch gezielte Maßnahmen besonders dann unterbunden werden, wenn sich viele Schweinswale im lärmbelasteten Gebiet aufhalten. Weitere Bedrohungen für die Schweinswale seien chemische Schadstoffe im Meerwasser und der Rückgang ihrer Beutetiere durch Überfischung. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Marine Ecology Progress Series“.