Klimawandel, Tourismus und Luftverschmutzung gefährden Alpen
München (dpa) - Der Klimawandel hat die Wachstumperioden in den bayerischen Alpen um zwei Wochen verlängert. Der Frühling komme früher und der Herbst beginne später, ergab die Studie „Klimagrad“ unter Federführung der Technischen Universität München.
Zugleich dauerten sämtliche Phasen vom Start bis zum Ende der Vegetationsperiode länger als noch vor hundert Jahren.
In der Zukunft werde es in den Bergwäldern mehr Buchen und weniger Fichten geben, sagte Projektkoordinatorin Annette Menzel zum Abschluss des Projekts. Wenn die Temperaturprognosen stimmten und sich das Klima im Alpenraum in den nächsten hundert Jahren um drei Grad erwärme, könnten auf Deutschlands höchstem Berg auch mehr Latschen wachsen. Der Gletscher an der 2962 Meter hohen Zugspitze wird wahrscheinlich schon in den 20 Jahren verschwunden sein.
Gerade auf dem hochalpinen Zugspitzplatt schädigten auch die zahlreichen Touristen die sensiblen Pflanzen stark. Besonders rund um die Berghütten und Gaststätten wachse fast nichts mehr, so die Studie. Auchn entlang der Skipisten und Wanderwege sei der Bewuchs deutlich zurückgegangen. Einige hundert Schafe schadeten ebenfalls der sensiblen Pflanzenwelt: Die Wissenschaftler stellten Kahlfraß sowie einen erhöhten Stickstoffgehalt im Boden fest.
Erstmals sei eine detaillierte Vegetationskarte des Zugspitzplatts erstellt worden, anhand derer von nun an der Wandel durch Klimaerwärmung, Tourismus und Luftverschmutzung dokumentiert werden solle, sagte Menzel. In dem Projekt wurde auch ein neues Netzwerk von arktischen und alpinen botanischen Gärten gegründet. Ausgebildete Gärtner sollen dabei in verschiedenen Gärten in den Alpen und in der norwegischen Arktis das Wachstum genetisch identischer Pflanzen beobachten und vergleichen. „Davon erhofft man sich langfristig Aussagen über den Einfluss des Klimawandels auf diese besonders empfindlichen Ökosysteme“, sagte Menzel.
Trotz Abgasfiltern und Emissionsreduzierung: Die Luftverschmutzung ist der Studie zufolge immer noch so hoch, dass Wald und Grundwasser geschädigt werden können. Der Stickstoff-Eintrag durch Autoverkehr und Landwirtschaft liege bei bis zu 30 Kilogramm pro Hektar und Jahr — diese Menge übersteige den kritischen Wert für Waldschäden und könne zu einer geringeren Artenvielfalt führen.