Letzter Shuttle-Besuch bei der ISS
Cape Canaveral (dpa) - Der letzte Besuch eines amerikanischen Space Shuttles bei der Internationalen Raumstation ISS hat begonnen. Die US-Raumfähre „Atlantis“ dockte am Sonntag um 17.07 Uhr deutscher Zeit an dem Außenposten der Menschheit im All an.
Das komplizierte Rendezvous rund 350 Kilometer über Neuseeland glückte nach Angaben der Raumfahrtbehörde Nasa „wie aus dem Lehrbuch“. „Ein letztes Mal herzlich Willkommen“, begrüßte der ISS-Bewohner und US-Astronaut Ronald Garan seine Kollegen.
Es ist die 37. Visite eines Shuttles bei der ISS, deren Konstruktion 1998 mit Hilfe des Schwesterschiffes „Endeavour“ begonnen hatte. Die „Atlantis“ war es auch, die einst als erstes US-Shuttle an der damaligen russischen Raumstation „Mir“ angedockt hatte. Für die Nasa schließt sich damit ein Kreis.
Die vier Astronauten an Bord des Raumtransporters haben einen rund vier Tonnen schweren Jahresvorrat an Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen für die sechsköpfige ISS-Besatzung im Gepäck. Gemeinsam werden die Raumfahrer rund eine Woche für das Ausladen benötigen. Die Nasa erwägt, die Reise zur Not sogar um einen Tag zu verlängern. Bislang ist die Rückkehr für den 20. Juli geplant - das ist das Jubiläum der ersten Mondlandung.
Die „Atlantis“ war am Freitag zur ihrer 33. und letzten Reise aufgebrochen. Die insgesamt 135. Shuttle-Mission beendet für unbestimme Zeit die bemannte Raumfahrt in den USA. Die amerikanischen Astronauten müssen mehrere Jahre an Bord russischer „Sojus“-Kapseln zur ISS fliegen. Diese können im Vergleich zu den US-Raumfähren nur ein Bruchteil der Ladung ins All transportieren. Zwischenzeitlich arbeiten private US-Unternehmen für die Nasa an neuen Raumkapseln und Transportraketen.
Trotz der historischen Abschiedsmission wartete auf die „Atlantis“-Crew um Kommandant Chris Ferguson vor allem Routine. Am Samstag untersuchte sie zunächst den Hitzeschild des Shuttles auf mögliche Risse. Die sechsstündige Operation ist Standard, seitdem die Raumfähre „Columbia“ 2003 mit sieben Menschen an Bord wegen eines solchen Defekts beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht war. Erste Ergebnisse zeigten, dass die Hitzekacheln intakt sind.
Der Abschiedsflug der „Atlantis“ birgt ein zusätzliches Risiko. Die ausrangierten Schwesterschiffe stehen nicht mehr als Rettungsflieger bereit. Die Astronauten müssten im Notfall mit den „Sojus“-Kapseln von der ISS abgeholt werden - aus Platzgründen einer nach dem anderen. Deshalb zählt die Crew diesmal auch nur vier statt wie sonst sieben oder acht Mitglieder.
Die Mannschaft musste an ihrem ersten vollen Tag im All schon um 3.59 Uhr morgens (9.59 Uhr MESZ) aufstehen. Geweckt wurden die Raumfahrer - drei Männer und eine Frau - mit dem Lied „Viva la vida“ („Es lebe das Leben“) von der britischen Band Coldplay. Am Sonntag klingelte der Wecker wegen des geplanten Andockmanövers sogar schon um 3.29 Uhr.
Die Nasa zeigt sich mit der Abschiedsmission bisher überaus zufrieden. „Es ist sicher einer der besseren Starts, die wir gesehen haben“, sagte der für den Flug zuständige Direktor Kwatsi Alibaruho. Lediglich ein Computer machte Probleme, als er sich am Sonntagmorgen ohne ersichtlichen Grund selbst abschaltete. Dasselbe war bereits vor einigen Jahren schon einmal passiert. Die Crew konnte das Andocken an die ISS aber problemlos ohne den Rechner meistern.