Mopsfledermäuse fliegen mit zwei Ortungslauten
Tübingen (dpa) - Mopsfledermäuse senden bei der Jagd zwei verschiedene Ortungslaute aus Mund und Nase. Die beiden Signale hätten dabei unterschiedliche Aufgaben, berichten Forscher der Universität Tübingen im Fachjournal „Plos One“.
Das nach oben gerichtete Signal aus der Nase diene zum Auffinden von Insekten, sagte der Biologe Hans-Ulrich Schnitzler, der an der Studie mitgearbeitet hat. Das nach unten gerichtete Signal aus dem Mund helfe der Fledermaus dabei, sich in ihrer Umgebung zu orientieren,
Der Grund für diese Art der Echoortung: Die Signale der Mopsfledermaus seien im Vergleich zu anderen Fledermausarten sehr leise, sagte Schnitzler. Dadurch hätten die Tiere bei der Jagd zwar den Vorteil, dass ihre Beute - in diesem Fall der gut hörende Nachtschmetterling - sie erst sehr spät bemerke und nicht mehr ausweichen könne. Allerdings erhalte die Fledermaus durch die geringe Lautstärke nur wenige Informationen über die Umgebung, in der sie fliegt. Das zweite Signal diene daher zur Orientierung im Gelände.
Für die Studie nahmen die Forscher mit 16 Mikrofonen mehr als 300 Signale von wilden Mopsfledermäusen in Frankreich auf. Mit diesen Aufnahmen wurde bestimmt, in welche Richtung und mit welchem Druckpegel der Schall ausgesendet wurde. Fledermäuse erzeugen Ultraschallwellen und orientieren sich am Echo.
Fledermäuse können kurz vor dem Fang ihrer Beute Echoortungs-Signale wesentlich schneller verarbeiten als der Mensch schauen kann, wie Neurobiologen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in einer früheren Studie herausfanden. Demnach liegt die Reaktionszeit der Tiere bei 50 bis 100 Millisekunden. Die Pupillenbewegung beim Menschen funktioniert dagegen langsamer, mit Reaktionszeiten zwischen 200 und 300 Millisekunden.
In Deutschland sind nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) 24 Fledermausarten heimisch. Vier davon sind allerdings vom Aussterben bedroht: Neben der Mopsfledermaus sind das die Große und Kleine Hufeisennase sowie die Wimpernfledermaus.
Die Ursache für die starken Bestandseinbrüche der meisten Fledermausarten in den vergangenen Jahrzehnten sei vor allem die intensive Landwirtschaft, heißt es beim Nabu. Viele Quartiere der Fledermäuse würden vom Menschen unbewusst zerstört, zum Beispiel durch die Renovierung von Dachböden. Eine weitere große Gefahr seien die vielen Windkraftanlagen im Land. Jährlich sollen durch die Rotoren mehr als 250 000 Tiere zu Tode kommen.