Nasa: Auf dem Mars war einst Leben möglich
Washington/Heidelberg (dpa) - Der Marsrover „Curiosity“ hat wichtige Ausgangsstoffe für mikrobielles Leben auf dem Mars entdeckt. Eine Gesteins-Analyse lasse den Schluss zu, dass auf dem Roten Planeten einmal Lebewesen existiert haben könnten, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit.
„Wir haben eine einst bewohnbare Umgebung gefunden“, sagte Nasa-Manager John Grotzinger. „Wir sind alle begeistert und sehr aufgeregt.“ Wann genau der Mars für die mikroskopisch kleinen Lebewesen bewohnbar war und ob es sie tatsächlich gegeben hat, sei allerdings noch völlig unklar. „Ob das zur selben Zeit war, als auch die Erde schon bewohnbar war, können wir noch nicht sagen. Das alles müssen wir jetzt erforschen“, erläuterte Grotzinger.
Auch Experten in Deutschland warnten vor voreiligen Schlüssen. Der Nachweis von ehemals lebensfreundlichen Bedingungen auf dem Mars sei noch lange kein Nachweis von Leben als solchem, erläuterte der Mineraloge Tilmann Althaus von der astronomischen Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ in Heidelberg. Es seien bislang keinerlei komplexe organische Moleküle nachgewiesen worden. „Letztere sind aber eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen.“ Althaus wies jedoch darauf hin, dass andere Marslandesonden auf sehr viel unfreundlichere Bedingungen auf dem Planeten gestoßen seien, von daher sei die neue Meldung von Bedeutung.
Die Entdeckung der Nasa sei sehr hoch einzuschätzen, ergänzte Walter Goetz vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg. Die Umweltbedingungen auf dem Mars seien heute sehr lebensfeindlich. Da sei die Erkenntnis, dass Leben dort in früherer Zeit möglich gewesen wäre, schon sehr spannend.
Die große Erkenntnis steckte in einer kleinen Schaufel Mars-Gesteinsstaub, die der Rover „Curiosity“ (Neugier) Anfang Februar mit einem Bohrer aus einem Stein geholt hatte. In der Probe fand der Forschungsroboter mit Hilfe seiner Messinstrumente nach Nasa-Angaben unter anderem Spuren von Schwefel, Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff - alles chemische Stoffe, die bei der Entstehung von Leben eine wichtige Rolle spielen. Zu einem großen Teil besteht der Stein den Ergebnissen zufolge aus einer Art Schlammton.
Anders als von den Wissenschaftlern zunächst vermutet, ist der Gesteinsstaub hauptsächlich grau - und nicht rot, wie der Mars heute von der Oberfläche her wirkt. Das liege daran, dass die Mineralien in dem Staub nur zum Teil oxidiert seien - also Elektronen abgegeben hätten, sagte Nasa-Manager Grotzinger. „Wir beschreiben einen sehr alten und merkwürdigen neuen "grauen Mars", dessen Bedingungen einst günstig für Leben waren.“
An der Stelle, wo der Rover gebohrt hat, könnten einst Flüsse oder ein See gewesen sein. „Das Wasser an dieser Stelle war anscheinend so rein, dass wir es hätten trinken können, wenn wir dort gewesen wären“, sagte Nasa-Manager Grotzinger. Das Wasser sei wahrscheinlich weder sehr salzig noch sehr sauer gewesen. Die Stelle liegt nur wenige hundert Meter von dem Ort entfernt, wo „Curiosity“ - der bislang teuerste und technisch ausgefeilteste Mars-Rover - im August vergangenen Jahres gelandet war. In den kommenden Wochen soll an dieser Stelle weiter geforscht werden.
Die „Curiosity“-Mission könne schon jetzt als großer Erfolg bewertet werden, sagte Nasa-Manager Michael Meyer. „Eine fundamentale Frage dieser Mission war immer, ob auf dem Mars jemals Leben möglich war. Und soviel wir jetzt wissen, heißt die Antwort "Ja".“
Die jüngste Entdeckung sei „unglaublich“, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. „Das ist schon so lange eine so große Frage der Wissenschaft und jetzt haben wir eine Antwort - und das so kurz nach Beginn der Mission, das ist einfach großartig.“