Russischer Kosmonaut prophezeit Touristenansturm im All

Hannover (dpa) — Die kommerzielle Raumfahrt ist bisher eine Spielwiese von Superreichen. Nach Ansicht des russischen Kosmonauten Sergej Wolkow wird ein Urlaub im All bald aber viel mehr Besuchern möglich sein.

„Falls es genug Profit abwirft, können wir in naher Zukunft eine Welle von Touristen erwarten, und vielleicht ein Hotel in der Erdumlaufbahn, aus dem Gäste die Erde betrachten können“, sagte Wolkow im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Auch Urlaubsausflüge auf den Mond will er nicht ausschließen. „Alles ist möglich, es hängt nur vom Markt ab“, ist der Kosmonaut überzeugt.

Die Raumfahrt werde eine ähnliche Entwicklung einschlagen wie die Schifffahrt. „Vor langer Zeit war es eine große Sache, den Ozean zu überqueren. Heutzutage muss man kein professioneller Seemann mehr sein, sondern nur Tourist“, sagte Wolkow. Regierungen weltweit hätten viel Geld in die Raumfahrtforschung investiert - Privatunternehmen könnten diese Technologien nun nutzen, erklärte Wolkow.

Sergej Wolkow arbeitet im Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum bei Moskau, wo sich Weltraumbesucher auf die Reise ins All vorbereiten. Als erster Tourist im Weltraum ist Dennis Tito im Jahr 2001 für rund 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro) zur Internationalen Raumstation ISS geflogen, seitdem haben sechs weitere Gäste für enorme Summen die Station besucht. „Ich glaube, früher oder später können wir ein Raumschiff bauen, dass groß genug ist, um mehr als ein oder zwei Gäste dorthin zu befördern“, sagte Wolkow. Für einen Ausflug zur ISS sei kein aufwendiges Training nötig. „Für ein paar Tage auf der Raumstation muss man nur wissen, wie man mit der Schwerelosigkeit umgeht, wie man isst, aufs Klo geht und den Raumanzug benutzt.“

Ihm ist aber wichtig, dass sich die Gäste im All sinnvoll beschäftigen. „Wenn Weltraumtouristen fliegen, bedeutet das, dass ein professioneller Astronaut zu Hause bleiben muss, denn die Plätze sind begrenzt“, sagte Wolkow. Die Urlauber im All dürften daher nicht nur dort sein, um Spaß zu haben und Zeit zu verschwenden. „Aber wenn sie wissenschaftlich arbeiten, ist das okay.“ Der Kosmonaut war bisher dreimal auf der ISS und kann die Begeisterung für Weltraumreisen verstehen: „Du bist schwerelos, und wenn du dich der Station näherst, siehst du, wie sie größer und größer wird. Dann ist es kaum zu glauben, dass Menschen fähig waren, das zu bauen.“