Sarah Brightman trainiert fürs All

London (dpa) - Vor zweieinhalb Jahren glauben viele an einen PR-Gag. Eine Sopranistin will ins Weltall und kündigt das an, kurz bevor ihr neues Album erscheint. Inzwischen zweifelt keiner mehr daran, dass Sarah Brightman es ernst meint.

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Die 54 Jahre alte Sängerin („Time to Say Goodbye“) trainiert nicht nur hart für ihren Flug zur Raumstation ISS, sie hat auch noch Spaß daran. „Ich fühle mich sehr glücklich“, sagt die Britin und klingt dabei, als würde sie das auch so meinen.

16-Stunden Tage im Ausbildungszentrum, Überlebenstraining, Übungen in der Unterdruckkammer und der „Humanzentrifuge“, in der man sich Brightman zufolge fühlt, „als säße ein Elefant auf der Brust“ - der top gestylten Brünetten im engen schwarzen Kleid, mit hohen Absätzen und jugendlicher Stimme würde man all das kaum zutrauen. Doch Brightman genießt das Training, das sie seit Januar in einem Ausbildungszentrum bei Moskau absolviert.

„Dort ist es mir völlig egal, ob ich Make-up trage oder wie meine Haare aussehen“, sagt sie, „das ist eine richtige Erleichterung für mich.“ Nach dem Pflichtprogramm lerne sie sogar noch weiter, um so viel wie möglich zu verstehen: „Ich will wissen, warum welche Lampe auf dem Armaturenbrett leuchtet.“

Am 1. September will Brightman mit der Sojus-Kapsel Richtung ISS aufbrechen, am 11. September soll alles schon wieder vorbei sein. Was die Reise koste, dürfe sie „aus vertraglichen Gründen“ nicht preisgeben. Die Rede ist in Medien oft von etwa 48 Millionen Euro. „Ich bezahle selbst dafür“, sagt die Weltraumtouristin mit Nachdruck.

Nach einer jahrzehntelangen Karriere als Tänzerin und Sängerin mit vielen Millionen verkauften Platten mag das Geld da sein. Aber ist es das wert? Sie erfülle sich einen Kindheitstraum, sagt Brightman. Die Mondlandung 1969, die sie als Neunjährige im Fernsehen verfolgte, habe ihr Leben geprägt. Seitdem wollte sie selbst ins All. „Ich kann nicht komplett erklären, warum das schon immer so stark in mir war“, gibt sie zu.

Die Erde einmal von außen zu sehen, um ihre Besonderheit zu begreifen, sei ein weiteres Motiv. Das ist nachvollziehbar: Die Bilder, die der deutsche Astronaut Alexander Gerst im vergangenen Jahr von der ISS aus in Sozialen Netzwerken gepostet hat, haben Tausende begeistert und inspiriert.

Es ist inzwischen nicht mehr ganz einfach, im All mit irgendetwas Erster zu werden. Die erste Frau im Weltraum war 1963 die Valentina Tereschkowa aus der Sowjetunion, als erste Britin reiste Helen Sharman zur Raumstation Mir, der US-Amerikaner Dennis Tito war der erste Weltraumtourist. Sarah Brightman werde die erste professionelle Musikerin im All sein, wirbt das Weltraumtourismus-Unternehmen Space Adventures eifrig.

Natürlich wird sie auch singen. Geplant ist ein live übertragener Auftritt von der ISS aus gemeinsam mit einem Orchester, einem anderen Künstler, einem Chor oder Kindern auf der Erde. Welches Lied, das sei noch nicht ganz sicher. Etwas, das „zur Idee des Weltraums“ passe, mit einer „einfachen und schönen Botschaft“, vor allem aber „nicht zu kompliziert“ - singen im All sei gar nicht einfach.

Sie habe gerade mit ihrem Ex-Mann, dem Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber (66), zusammengearbeitet, verrät Brightman noch. Der habe ein Lied für sie geschrieben anlässlich der Reise. Noch in diesem Jahr soll es zusammen mit älteren Liedern auf einem Album erscheinen.

Um die PR für diese Retrospektive muss Brightman sich schon mal keine Gedanken machen - auch wenn sie nicht den ersten Live-Auftritt im All hinlegen wird. Der Kanadier Chris Hadfield (55) begeisterte im Frühjahr 2013 mit seiner „überirdischen“ Interpretation des David-Bowie-Hits „Space Oddity“ bereits die auf dem blauen Planeten Zurückgebliebenen.