Soziale Netzwerke formen die Esskultur von Totenkopfaffen

St. Andrews /Cambridge (dpa) - Per Facebook und Twitter düsen Informationen in Sekundenschnelle um die Welt. Auch Affen pflegen soziale Netzwerke, um ihr Wissen weiterzugeben.

Und die Tiere mit den stärksten Verbindungen erschließen am schnellsten neue Futterquellen. Das belegen Lernexperimente mit Totenkopfaffen der University of St. Andrews (Schottland). „Unsere Studie zeigt, dass sich Innovationen bei Primaten nicht einfach auf zufällige Weise verbreiten, sondern ... durch das soziale Netzwerk der Affen geprägt werden“, sagte Studienleiter Andrew Whiten vom Centre for Social Learning and Cognitive Evolution. Die Studie ist im Fachblatt „Current Biology“ veröffentlicht.

Die Forscher trainierten in zwei Affengruppen jeweils die Alpha-Männchen darin, ein Gefäß mit Leckereien zu öffnen. Sie entschieden sich für die führenden Männchen, weil diese auch in der freien Wildbahn über die Nahrungsquellen bestimmen und daher Vorbilder für das zu erlernende Verhalten bei der Nahrungssuche sein können.

Das Forscherteam schulte jedes Alpha-Tier in einer anderen Öffnungsmethode und setzte es dann zurück in seine Gruppe. Das Ergebnis: Affen, die über starke soziale Verbindungen verfügten, lernten die neue Technik der Futtersuche von ihren trainierten Chefs schneller als diejenigen, die eher am Rand des sozialen Netzwerkes standen. Das Alter spielte nachweislich keine Rolle.

Die Kenntnis von sozialen Netzwerken kann somit der Schlüssel sein, um das Tempo und den Umfang der Ausbreitung neuer Kulturtechniken in Tiergruppen zu erkennen. Totenkopfaffen eignen sich für diese Studien nach Angaben der Forscher gut, weil sie von Natur aus in sozialen Verbänden leben und wissbegierig sind. Das Team will seine Arbeit fortsetzen, um zu ergründen, ob es beispielsweise auch Subgruppen in den Netzwerken gibt, die Subkulturen begründen.

Erst kürzlich hatten US-Forscher nachgewiesen, dass Lemuren aus größeren sozialen Gruppen eine besonders gute Beobachtungsgabe haben. Die Halbaffen aus großen Verbänden konnten am besten die Aufmerksamkeit eines Menschen abschätzen und stibitzten hinter dessen Rücken besonders häufig Futter. Evan MacLean von der Duke-University in Durham (USA) hatte insgesamt 60 Lemuren aus sechs verschiedenen Arten mit Futterstückchen auf einem Tisch geködert und die Menschen direkt auf das Futter oder abgewandt davon schauen lassen (Online-Journal „PLOS One“).