Studie: Frauen haben Stammzellen für Eizellen
London/Lübeck (dpa) - Frauen besitzen Stammzellen für Eizellen. Dieses Ergebnis einer Gruppe um Professor Jonathan Tilly vom Massachusetts General Hospital in Boston stößt ein medizinisches Dogma um.
Bisher galt: Frauen kommen mit einer festgelegten Zahl von Eizellen zur Welt.
Diese nimmt mit dem Alter ab und sie können nicht neu gebildet werden. Das US-Team isolierte aber aus Eierstöcken von Frauen im gebärfähigen Alter Stammzellen, aus denen neue Eizellen hervorgingen. Publiziert sind die Resultate im Journal „Nature Medicine“.
Die Wissenschaftler weisen auf finanzielle Interessen hin: Tilly ist Mitgründer des US-Unternehmens OvaScience, das die Erkenntnisse vermarkten will. In einer Mitteilung seines Instituts erklärt er: „Die Entdeckung von Eizell-Vorläuferzellen in menschlichen Eierstöcken, (...), öffnet die Tür für neuen Techniken zur Fruchtbarkeitsbehandlung von Frauen.“
Tilly weist darauf hin, dass die Resultate dank der Zusammenarbeit mit der Saitama Medical University in Japan möglich wurden. Von dort stammten intakte menschliche Eierstöcke - als Organspenden von 22- bis 33-jährigen Frauen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Aus diesen Eierstöcken isolierten die Forscher mit großem experimentellem Aufwand die Stammzellen (oogonial stem cells, OSC).
„Das ist schon sensationell, das muss man ganz klar sagen“, sagte Professor Georg Griesinger von der Uniklinik Schleswig-Holstein in Lübeck mit Blick auf die Studie. Er ist der Leiter der Sektion für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Nach Ansicht des Mediziners ist es sehr gut vorstellbar, dass sich die aus den Stammzellen hervorgehenden Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt auch künstlich befruchten lassen. Dafür müssten aber noch viele Vorarbeiten geleistet werden, um die Sicherheit des Verfahrens zu gewährleisten.