Wolfgang Bahro: 20 Jahre lang Fiesling vom Dienst
Bei „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ ist Wolfgang Bahro das personifizierte Böse — privat ist er Fan von Disney-Filmen.
Potsdam. Wolfgang Bahro möchte in seiner Rolle als Jo Gerner wieder richtig fies sein. „Ich finde ihn zur Zeit etwas weichgespült“, sagt der „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Schauspieler in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Grund, nach 20 Jahren aufzuhören, ist das für den 52-Jährigen allerdings nicht. Geht es nach Bahro, bleibt er der RTL-Serie noch lange erhalten. Er ist gern der Rechtsanwalt Gerner, den manche als deutschen J.R. bezeichnen. So sehr er die Rolle mag: „Privat wäre mir das Intrigante viel zu anstrengend.“
Seinen ersten Auftritt in Deutschlands erster täglichen Serie, die täglich knapp vier Millionen Menschen verfolgen, hatte Bahro am 3. Februar 1993. Viele Darsteller kamen und gingen: Zuletzt Björn Harras (28), der als Neffe Patrick Gerner mit zahlreichen Intrigen dem Ober-Fiesling Gerner senior nacheiferte.
Katrin Flemming, gespielt von Ulrike Frank, ist jedoch seit zehn Jahren verlässlicher Gegenpart. Viele Geschichten drehten sich um die beiden, die schließlich sogar ein Ehepaar wurden. Seit kurzem sind sie getrennt.
Darin sieht Bahro Potenzial: „Jo Gerner braucht ja jemanden, an dem er sich reiben kann, um fies zu sein“, meint er. „Zwischen den beiden war immer dieses Knistern, diese Mischung aus prickelnder Erotik und tiefem Hass — das war ja der Reiz. Mal sehen, was sich die Serienschreiber da einfallen lassen“, hofft Bahro.
Auf der Straße wird Bahro oft als Dr. Gerner angesprochen, auch als Anwalt wollten ihn Fans schon verpflichten. So sehr er seine Rolle liebt — derartige Ansprachen hasst der Familienvater. Um allzu aufdringlichen Fans aus dem Weg zu gehen, meidet er Orte wie Schwimmbäder, Badeseen oder Spielplätze und „bestimmte Fast Food Restaurants“.
Vor seiner Verpflichtung bei „GZSZ“ spielte Bahro politisches Kabarett an der Berliner „Distel“. Trotz seiner Fünf-Tage-Woche am „GZSZ“-Set in Potsdam-Babelsberg ist er dem Theater treugeblieben. So war er als Adolf Hitler in dem Stück „Gasherd und Klistiere“ von Rolf Hochhuth im Jüdischen Theater Bimah zu sehen.
„Ich mache gerne viele verschiedene Sachen“, sagt Bahro. Während seine jungen Serien-Kollegen für andere Engagements um eine Pause vom Set bitten, will er alles unter einen Hut bekommen. Neben dem Theater gehören Hörspiele in sein Repertoire. So spricht er beispielsweise Bruder Joe von „Guitar-Lea“ im gleichnamigen Kinder-Hörspiel oder den Kleinganoven Josh in der Serie um den Auftragskiller „Cain“.
Immer öfter synchronisiert Bahro auch. So ist er beispielsweise in „Pulp Fiction“ als deutsche Stimme von Tim Roth zu hören oder spricht in „Desperado“ die deutsche Fassung für Steve Buscemi. Sein Wunsch: „Ich würde gerne mal einen richtigen Disney-Kinofilm synchronisieren“, schreibt der Star-Trek-Fan auf seiner Homepage.