Zehntausende nehmen Abschied von Robert Enke

In einer bewegenden Zeremonie in Hannover gedenken 40.000 Menschen des Nationaltorwarts.

Hannover. Weiße Rosen, bewegende Worte und viele Tränen: Bei einer emotionalen Zeremonie haben am Sonntag fast 40.000 Menschen Abschied von Robert Enke genommen. Mit klassischer Musik und aufwühlenden Ansprachen wurde in der größten Trauerfeier der deutschen Sportgeschichte des Nationaltorwarts gedacht, der sich am Dienstagabend im Alter von 32 Jahren das Leben genommen hatte.

Der Sarg Enkes war im Mittelkreis des Stadions in Hannover aufgebahrt. Seine Witwe Teresa saß mit Familienangehörigen und Freunden auf einem am Spielfeldrand aufgebauten Podest. Alle Nationalspieler verneigten sich am schlichten Holzsarg, der von Blumengebinden und einem Herz aus weißen Rosen umgeben war.

Nach der Andacht von Pfarrer Heinrich Plochg trugen die 96-Profis den Sarg zum Song "The Rose" und dem Fußball-Kultlied "You’ll never walk alone" aus dem Stadion. Am Nachmittag wurde Enke nach einer privaten Trauerfeier in der Kapelle des Klosters Mariensee bei strömenden Regen im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Empede bei Neustadt am Rübenberge neben seiner Tochter Lara beigesetzt.

DFB-Präsident Theo Zwanziger appellierte in seiner Rede an die Menschlichkeit und forderte einen Blick über den Sport hinaus. "Fußball ist nicht alles. Denkt nicht nur an den Schein. Denkt auch an das, was in den Menschen ist, an Zweifel und Schwäche", sagte Zwanziger. Alle seien aufgerufen, nach der Trauer das Leben in Maß und Balance mit Fairplay und Respekt zu gestalten. Das Kartell "der Tabuisierer und Verschweiger" müsse durchbrochen werden.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff würdigte Teresa Enke, die einen Tag nach dem tragischen Tod von der schweren Depression ihres Mannes und dem langen Leidensweg berichtet hatte. "Ich möchte Ihnen meine Hochachtung ausdrücken für die offenen Worte einen Tag nach dem Tod Ihres Ehemannes", sagte Wulff.

Die Trauergäste erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten langanhaltenden Applaus. Der Auftritt der 17 Jahre alten Schülerin Alina Schmidt, die die Vereinshymne "96 - alte Liebe" sang, rührte alle. "Seit Dienstagabend verharrt Hannover in tiefer Trauer", sagte Oberbürgermeister Stephan Weil: "Es ist sehr still in Hannover, aber gleichzeitig ist die Stadt zusammengerückt."

Auch Franz Beckenbauer, Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Ex-Kanzler Gerhard Schröder erwiesen Robert Enke in der Arena die letzte Ehre.