Zu weit und doch passend: Oversized-Mode
Hamburg (dpa/tmn) - Kunden wundern sich: Der Blazer in Größe S sieht plötzlich aus wie XXL. Die Hose passt vielleicht am Bund, schlabbert aber am Po. Und die Blusen reichen bis zur Oberschenkelmitte.
Das zeigt: Im Herbst hat der Schlabberlook wieder Hochkonjunktur.
Weite Röcke, Tuniken, übergroße Hemden und Marlene-Hosen: Beim Blick in die Kollektionen scheint es, als stehe die aktuelle Herbst-Wintersaison im Zeichen der Verhüllung. Doch der Reiz der sogenannten Oversized-Mode ist weniger, dass man wenig sieht, sondern es fallen Formen auf, die nur angedeutet sind.
„Wichtig sind Stoffe von einer gewissen Qualität und Schwere, die schön fallen“, sagt Modeberaterin Maria Hans aus Hamburg. Weite Seidenblusen umspielen die weibliche Figur und sorgen für eine schöne Silhouette. Damit der Stil aber weiblich bleibt, ist geschicktes Kombinieren gefragt. „Wer eine lockere Baggy-Hose trägt, darf dazu nicht etwa einen schlabberigen Pullover anziehen“, sagt Personal Shopperin Hans. Denn die Regel laute: legeres Oberteil mit einer engen Hose oder umgekehrt.
COS macht das etwa vor, indem ein Model zum androgyn geschnittenen Mantel eine superknappe Hose und Pumps trägt. Wer dennoch den großen Blazer und gleichzeitig die weite Hose wählt, sollte andere Mittel des Stilbruchs bringen: Absatzschuhe tragen und auffälligen Schmuck anlegen. Zu einem Blazer passt auch ein Minirock - dieses Outfit wird mit klobigen Stiefeln aufgelockert.
Dieses Beispiel zeigt: Die Oversized-Mode in der Damenbekleidung kommt eigentlich selten ohne Elemente aus der Männermode aus. In den vorhergehenden Saisons zeigte sich das zumeist durch weite, lässige Jeans im sogenannten Boyfriendstil oder durch extraweite Blazer. Nun geht der Trend zum Weiten auch auf andere Stücke über.
„Die Silhouette wird definitiv voluminöser“, bestätigt Nils Holger Wien vom Deutschen Mode-Institut in Köln. „Die Weite kommt zurück, aber sie ist sehr feminin und auch sportlich.“ Zu den trendigsten Teilen zählen Röcke mit schwingender Weite wie von Minx, superweite Kleider, etwa von Sonia Rykiel, und größer geschnittene Blazer mit und ohne Gürtel, etwa von Bottega Veneta.
Bei den Hosen gibt es außer der weitschwingenden Marlene wie sie unter anderem Strenesse Blue oder Dries van Noten haben, auch Modelle, die unten eng und oben weiter sind. Sie erinnern an Reiterhosen aus dem vorletzten Jahrhundert. Modisch sind auch superweite Hosen mit tiefer sitzendem Schritt wie von H&M.
Die Oversized-Mode hat einen schlagenden Vorteil: Sie passt grundsätzlich jedem Figurtyp. Fülligere Frauen sollten manches übergroße Teil allerdings mit Bedacht wählen, denn zu viel Weite trägt zusätzlich auf. Und praktisch ist die Mode obendrein: Wer sich die an der Männermode angelehnten Stücke nicht kaufen möchte, kann sich hin und wieder sicher im Kleiderschrank des Freundes bedienen.