Zum Umfallen glücklich nach der Fahrradtour zur Arbeit

Rund zwei Stunden dauert eine Fahrt von Düsseldorf nach Krefeld. Die Radwege sind allerdings nicht immer im besten Zustand.

Düsseldorf/Krefeld. Fahrradfahren ist furchtbar. Zumindest der Gedanke daran, wenn morgens früh der Wecker klingelt und die Schlafmütze weiß, sie könnte sich noch eine Stunde länger in die Bettdecke einwickeln, müsste sie nicht: eben, Fahrradfahren. Und zwar von der Düsseldorfer City bis zur Arbeitsstelle in der Krefelder Innenstadt.

Bekannten erzählt der Freizeitradler schon mal, dass diese Strecke gut und gerne 30 Kilometer lang ist. Tatsächlich sind es bis Krefeld wohl nur 25 Kilometer. Die fünf Kilometer machen nix? Das kann nur sagen, wer noch nie bei Gegenwind und Regen den Rhein entlang gestrampelt ist. Fünf Kilometer können dem Freizeitradler dann die „Tränchen“ in die Augen treiben.

Aber zurück zum Startpunkt nach Düsseldorf. Eingemummelt in Regenklamotten, den unkleidsamen Fahrradhelm auf dem Kopf und die (wegen des Abstechers ins warme Kiosk) beschlagenen Brillengläser notdürftig mit den Handschuhen freigewischt, geht es los. Jetzt heißt es, sich auf dem Rad zum Rhein durchzuschlagen: Denn Fahrradwege enden in Düsseldorf gerne einmal im Nichts.

Von Einbahnstraßen, die von Zweirädern auch in Gegenrichtung befahren werden dürfen, hat so mancher Autofahrer, so scheint’s, noch nie etwas gehört. Überhaupt hat der Radler häufig den Eindruck, dass viele Fußgänger nicht die leiseste Ahnung haben, was die rot markierte Fläche auf dem Gehweg eigentlich bedeutet. Geschweige denn das Schellen der Fahrradklingel.

Dass sich die Anstrengung lohnt, zeigt sich spätestens, wenn der Fahrradweg im Düsseldorfer Norden eine andere Richtung nimmt als die Straße und der morgendliche Autoverkehr. Plötzlich ist es ruhig, das Morgenlicht spiegelt sich glitzernd auf dem Rhein, leichter Nebel hängt über den Feldern, herrlich! Auch herrlich: Der Ausblick von der Brücke aufs Wasser und auf ein „Stückchen“ Düsseldorf, wenn der Weg kurz vor Kaiserswerth (auch nett: dort einfach mal die Fähre nehmen) über den Rhein führt.

Nicht zu vergessen die Fahrradwege. Die sind am Wasser endlich so breit, dass Radler, die schon in der Profiklasse spielen, den Freizeitradler ohne größere Probleme überholen können. Weil der Radweg auf der anderen Rheinseite nigelnagelneu ist, rollt es sich dort außerdem gleich doppelt so gut. Spätestens jetzt hat der Freizeitradler auch den Punkt erreicht, an dem er den Blick über die idyllische Landschaft schweifen lässt und denkt, dass er immer weiterfahren könnte.

Nach Frankreich vielleicht, nein am besten gleich nach Spanien. So richtig will sich der Tagtraum auch nicht verflüchtigen, als der „Rheinweg“ jäh im Krefelder Industriegebiet endet. Nun führt der Weg weiter über löchrige Buckelpisten, die sich Fahrradweg nennen, und schwer auf die Gelenke schlagen.

Nach anderthalb Stunden — oje, erwischt — nach zwei Stunden kommt der Freizeitradler schließlich zum Umfallen glücklich in der Krefelder Innenstadt an. „Besser kann ein Tag doch gar nicht anfangen“, denkt er sich dann. Und ja, Fahrradfahren ist furchtbar — und zwar furchtbar schön.