Zum Verhungern in den Wald
Drama: Ein Arbeitsloser hielt sein Sterben im Tagebuch fest.
Uslar. Erst verlor er seinen Job im Außendienst, dann seine Ehefrau und den Kontakt zur Tochter, schließlich strich ihm das Amt im Oktober 2007 auch noch das Arbeitslosengeld. Einige Wochen später setzte sich der 58-jähriger Mann aus Hannover auf sein Fahrrad, fuhr rund 100 Kilometer weit in ein Waldstück bei Uslar in Niedersachsen und zog sich auf einen Hochsitz zurück - um dort zu sterben. 24Tage lang hungerte sich der Mann zu Tode. Und jeden Tag beschrieb er das voranschreitende Siechtum in einem kleinen Tagebuch. Der letzte Eintrag darin stammt vom 13. Dezember. Doch erst jetzt fanden zwei Jagdpächter die mumifizierte Leiche der Mannes. Er soll auf dem Rücken auf einer Schaumstoffmatte gelegen haben, die Hände über dem Kopf verschränkt. Dem Tagebuch zufolge hatte er nur noch ab und zu etwas Wasser getrunken. In einer Art letztem Willen, der ebenfalls in dem Büchlein notiert ist, habe der Mann verlangt, dass das Tagebuch seiner Tochter ausgehändigt werde. Darin steht auch, dass während seines Hungerns ein kleines Mädchen den Hochsitz hatte erklimmen wollen, der besorgte Vater das Kind aber zurückhielt.
Die Tochter des Toten soll keinen Wert auf eine Bestattung legen - und die Annahme des Tagebuchs verweigert haben.