Karl Lehmann: der Kardinal
Er glättete Wogen, wann immer seine eher konservativen Amtsbrüder die Öffentlichkeit mit radikalen Sprüchen in Aufregung versetzt hatten. Am Dienstag wählen die Bischöfe seinen Nachfolger.
Karl Lehmann ist seit fast 21 Jahren das Gesicht des deutschen Katholizismus. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz blickte der Mainzer Kardinal über die eigene Herde hinaus und galt Politik und Gesellschaft als geschätzter Gesprächspartner. Er trat stets als gemäßigter Bischof auf. Er glättete Wogen, wann immer seine eher konservativen Amtsbrüder - wie der Kölner Kardinal Meisner - die Öffentlichkeit mit radikalen Sprüchen in Aufregung versetzt hatten. Lehmann war der Mann des Ausgleichs, er stand für das Miteinander der Kirchen und den Dialog der Religionen. Am Dienstag gibt der 71-Jährige auf der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Würzburger Kloster Himmelspforten sein Amt ab.Schon vor Wochen hatte Lehmann den Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen angekündigt. Er musste dem schonungslosen Einsatz Tribut zollen. Seine massiven Herzrhythmusstörungen seien ein nicht zu übersehender "Schuss vor den Bug" gewesen, hatte Lehmann, der sein Mainzer Amt behält, zur Begründung gesagt. Am Dienstag wählen die Bischöfe seinen Nachfolger. Als Favoriten gelten die Erzbischöfe Reinhard Marx (München) und Robert Zollitsch (Freiburg).