Düsseldorf Zwei Haftbefehle nach Großbrand

Verdächtige hielten sich teilweise mit falschen Personalien in der Notunterkunft für Asylbewerber auf. Schokolade als Tatmotiv.

Foto: Siegfried Alder

Düsseldorf. Zwei Tage nach dem Großbrand in einer Düsseldorfer Asylunterkunft gab die Polizei am Donnerstag weitere Ermittlungsergebnisse bekannt. Gegen zwei Nordafrikaner wurde Haftbefehl wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung erlassen. Drei weitere Beschuldigte wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Die meisten sollen sich unter Angabe falschen Personalien in der ehemaligen Messe-Lagerhalle aufgehalten haben. Bei dem Feuer war ein Schaden von rund zehn Millionen Euro entstanden. Die beiden Hauptverdächtigen sind zwei 26-jährige Nordafrikaner, die aus Algerien und Marokko stammen. Adel D. soll in der Halle großflächig Alkohol über seine Matratze geschüttet und sie dann angezündet haben. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen eines Ladendiebstahls. Offiziell war er in Düsseldorf nicht gemeldet.

Angestiftet worden sein soll er von Mohamed B., der sich angeblich darüber ärgerte, dass es keine Schokolade zum Mittagessen gab. Der Marokkaner wurde erstmals im Januar 2015 in Deutschland registriert und soll sich als Syrer ausgegeben haben.

Feuer in Düsseldorfer Flüchtlingsheim
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Die drei weiteren Verdächtigen sind ein 16-jähriger Marokkaner, der in einer Jugendeinrichtung untergebracht wurde, ein 21 Jahre alter Algerier, gegen den wegen 30 Pkw-Aufbrüchen ermittelt wird und ein 24-jähriger Syrer, über den es bislang keine polizeilichen Erkenntnisse gibt.

Fest steht, dass es in der Einrichtung schon länger Probleme gab. 89 Einsätze zählte die Polizei in einem halben Jahr. Das hörte auch nicht auf, seit das Rote Kreuz die Organisation der Halle, in der sich zuletzt 282 alleinreisende Männer befanden, im Februar diesen Jahres übernahm.

Nach dem Großbrand: Flüchtlingsunterkunft wird abgerissen
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Mit Beginn des Ramadan sei die Situation eskaliert, immer wieder kam es zu Streitereien. Das DRK hatte sich entschlossen, das warme Mittagessen auf den Abend zu legen. Zusätzlich wurde zwischen zwei und vier Uhr morgens ein „Früh-Frühstück“ angeboten. Mittags gab es dagegen nur noch kalte Spesen. Asylbewerber, die nicht nach den strengen Regeln des Ramadan leben wollen, waren damit nicht einverstanden.

„Wir lassen es nicht zu, dass es in den Unterkünften zu Streit aufgrund religiöser Ansichten oder ethnischer Herkunft kommt“, erklärte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Seine Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch betonte, dass es sich bei der Halle um eine sehr schwierige Unterkunft handele, weil viele Menschen auf engstem Raum leben müssen: „Ein Asylverfahren dauert bei einem Nordafrikaner im Durchschnitt 24 Monate. Das ist nicht akzeptabel.“

„Langeweile und Perspektivlosigkeit“ nennt auch der zuständige DRK-Geschäftsführer Till Nagelschmidt als tieferen Grund für viele Konflikte. Und es sei bekannt, dass sich Probleme dort häuften, wo viele und ausschließlich alleinreisende Männer untergebracht seien. Deshalb habe man in besagter Halle den Sicherheitsdienst schon im Vorfeld der Tat von acht auf zwölf Kräfte und die Zahl der Sozialarbeiter von drei auf sechs erhöht — und Alkohol komplett verboten.

Die 280 betroffenen Flüchtlinge sind inzwischen in zwei anderen Unterkünften in Düsseldorf untergebracht worden.