Nahe Synagoge Zwei Menschen in Halle erschossen - Was wir wissen und was wir nicht wissen

Halle/Saale · Bewaffnete Täter haben in Halle/Saale zwei Menschen erschossen. Im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gab es Polizeiangaben zufolge ebenfalls Schüsse. Auch Stunden nach den Vorfällen sind noch viele Fragen offen.

Bei Schüssen in Halle sind zwei Menschen getötet worden.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

WAS WIR WISSEN

Zwei Menschen sind in Halle/Saale erschossen worden. Ein Todesopfer wurde nach Informationen eines dpa-Reporters auf einer Straße in der Nähe der Synagoge in der Innenstadt gefunden. Im Universitätsklinikum Halle werden Angaben eines Sprechers zufolge zwei Verletzte behandelt. Dabei handele es sich um einen Mann und eine Frau, beide hätten Schussverletzungen.

Das andere Todesopfer soll in einem Imbiss getötet worden sein, wie der „Spiegel“ einen Polizeisprecher zitierte. Ein Döner-Imbiss befindet sich rund 600 Meter entfernt von der Synagoge.

Bei dem Angriff legte ein Täter auch selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge ab. Der Täter versuchte, in die Synagoge einzudringen.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte, über die Kamera der Synagoge sei zu sehen gewesen, wie der Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht habe, die Türen aufzuschießen. Außerdem hätten der oder die Täter versucht, das Tor des benachbarten jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte Privorozki der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Donnerstag)..

Auch im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gab es Polizeiangaben zufolge Schüsse. Auch hier gaben die Behörden eine Warnmeldung heraus, Menschen sollen Gebäude nicht verlassen. Die Zufahrt zu dem Ortsteil Wiedersdorf war am Mittwoch abgesperrt.

Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Sie ermittelt wegen Mordes von besonderer Bedeutung.

Nach Angaben der Polizei waren mehrere bewaffnete Täter mit einem Auto auf der Flucht. Am frühen Nachmittag meldete die Polizei dann die Festnahme einer Person. Weitere Fahndungsmaßnahmen liefen.

Die Polizei dementierte Berichte, wonach sich ein Verdächtiger im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen von Halle im Leipziger Stadtgebiet aufhalten soll.

Die Stadt Halle spricht von einer „Amoklage“. Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand berief den Stab für Außergewöhnliche Ereignisse ein.

Die Menschen im gesamten Stadtgebiet von Halle wurden aufgefordert, in Sicherheit in Gebäuden zu bleiben. Die Gegend im Paulusviertel in Halle wurde großräumig abgesperrt.

Alle Rettungskräfte der Feuerwehr seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Die Polizei zog alle verfügbaren Kräfte in Sachsen-Anhalt ab und verlegte sie nach Halle.

Der Bahnhof von Halle wurde Angaben der Bahn zufolge wegen polizeilicher Ermittlungen gesperrt. Der gesamte Linienverkehr wurde nach Angaben der Stadtwerke eingestellt.

WAS WIR NICHT WISSEN

Der genaue Ablauf der Vorfälle in Halle und auch in Landsberg ist noch nicht bekannt. Die Polizei in Halle machte zunächst keine Angaben zu den näheren Umständen. Die Hintergründe der Tat seien noch nicht bekannt, sagte auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ob es sich um eine antisemitische Tat handelt, ist nach Angaben der Bundesanwaltschaft unklar.

Die genaue Bewaffnung des Täters oder der Täter ist ebenso unbekannt wie die genauen Vorgänge auf dem jüdischen Friedhof.

Offen ist, wie viele Täter es genau gibt und wie viele noch auf der Flucht sind. Die Polizei spricht von mehreren Tätern. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ aus Halle zeigte ein Foto, auf dem ein dunkel gekleideter Mann mit Helm und Stiefeln zu sehen ist, der ein Gewehr im Anschlag hat. Der MDR zeigte ein Video, auf dem womöglich derselbe Mann aus einem Auto aussteigt und mehrfach seine Waffe abfeuert.

Die Identität des Tatverdächtigen und wann und wo er genau festgenommen wurde, ist nicht bekannt. Auch dazu, wie die Einsatzkräfte auf ihn aufmerksam wurden, gibt es bisher keine offiziellen Informationen.

Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt.

(dpa)