Krefeld/Kreis Viersen. Pläne für einen Radschnellweg

Krefeld/Kreis Viersen. · Eine neue Trasse soll Krefeld und Venlo verbinden. Projektpartner sind Kempen, Grefrath, Nettetal und Tönisvorst. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit.

Die alte Bahntrasse zwischen Kaldenkirchen und Kempen (hier Mülhausen) wird bereits als Radweg genutzt. Sie könnte Bestandteil des Radschnellwegs Krefeld–Venlo werden.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Beim Fahrradklima-Test des ADFC 2018 steht Krefeld bei den Städten zwischen 250 000 und 500 000 Einwohner auf dem 19. Platz. Mit einer Gesamtnote von 4,2 gab es im Vergleich zu 2016 keine Veränderung auf der Rangliste von 25 deutschen Städten dieser Größenordnung. Da ist noch reichlich Luft nach oben. Etwas besser ist die Lage in Kempen. Für die Thomasstadt gab es die Schulnote 3,4 (die WZ berichtete). Das reicht bundesweit für Rang 35 von 311 Städten der Größenordnung 20 000 bis 50 000 Einwohner. Und damit liegt Kempen auch besser als der Bundesschnitt von 3,93. Bei der letzten Befragung im Jahr 2014 hatte Kempen mit der Note 2,9 aber noch durchaus besser dagestanden. Insofern ist auch hier noch Luft nach oben.

Die Krefelder Politik und Verwaltung diskutiert intensiv über einen Ausbau des Krefelder Radwegenetzes. Teils hat schon die Umsetzung begonnen – etwa bei der „Promenade“. Aktuell hat die CDU im West-Bezirk aber die Route Krefeld – Venlo in den Blick genommen.

„Dahinter steckt eine alte Euroga-Konzeption“, berichtet CDU-Ratsherr Hans-Josef Ruhland. Er hat sich kürzlich mit Krefelder und Kreis Viersener Parteifreunden über mögliche Routen unterhalten. Eine Machbarkeitsstudie dazu werde derzeit bei der Stadt Krefeld erarbeitet, weiß er zu berichten.

Machbarkeitsstudie wird
wohl Ende April übergeben

Das bestätigt Karl-Werner Böttges vom Fachbereich Stadtplanung im Krefelder Rathaus. Die Machbarkeitsstudie mit mehreren Varianten wird von einem Aachener Büro erstellt und werde voraussichtlich Ende April an die Stadt übergeben. Nach einer Aufarbeitung im Rathaus werde sie dann der Politik vorgelegt – voraussichtlich direkt nach den Sommerferien, so Karl-Werner Böttges.

Nutzung der Bahntrasse von Kaldenkirchen nach Kempen

Die Ziele dieses Radschnellweges hatte er vor einem Jahr erstmals grob skizziert. Danach sind drei Abschnitte geplant: Venlo – Kaldenkirchen, Kaldenkirchen – Kempen und Kempen – Krefeld. Abschnitt zwei auf einer ehemaligen Bahntrasse ist schon vorhanden und müsste nur noch als Schnellweg ausgebaut werden. Generell ist auf der Route eine Trennung von Geh- und Radweg vorgesehen. Angedacht sind auch eine neue Beschilderung, Beleuchtung und die Aufstellung von Bänken.

Der Abschnitt von Kempen nach Krefeld ist teils auf bisherigen Wirtschaftswegen angedacht, teils müssen neue Wege angelegt werden. Die Gesamtroute soll vom Autoverkehr unabhängig geführt werden und möglichst wenige Kreuzungspunkte mit Straßen enthalten. Projektpartner sind Venlo, Nettetal, Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Krefeld.

Nach dem Gespräch mit den Parteifreunden aus dem Kreis Viersen weiß Hans-Josef Ruhland, dass dort eine „wirtschaftliche Route“ von Kempen nach Krefeld gewünscht wird: Sie soll in erster Linie als schnelle Verbindung funktionieren und vor allem für Arbeitnehmer interessant sein, die statt des Autos das Rad beziehungsweise E-Bike zur Arbeit nutzen möchten. „Schließlich ist es ein Ziel des Konzeptes, mehr Autofahrer aufs Fahrrad zu bringen“, sagt auch Böttges. Die Trasse würde Richtung Schicksbaum führen und an die „Krefelder Promenade“ im Bereich der Alten Gladbacher Straße angebunden.

Touristische Route würde am Bahnhof Forsthaus angebunden

Aber auch über eine touristische Route wird nachgedacht, die aus Richtung St. Tönis durch den Forstwald in Richtung Hückelsmay führen könnte. Die Anbindung an die „Promenade“ würde am Bahnhof Forsthaus erfolgen.

„Wir wollen beides machen“, betont Ruhland mit Blick auf die beiden Varianten. Vor allem die touristische Route, die teils über den ausgebauten Radweg auf der ehemaligen Schlufftrasse führen könnte, klingt reizvoll. Sie würde Punkte wie den Wasserturm in St. Tönis, das Forsthaus und das ehemalige Schlachtfeld an der Hückelsmay samt Denkmal berühren und somit den Heimatgedanken betonen, so der CDU-Politiker.

Der Kaufmann Gerhard Schumacher hatte das Gelände des heutigen Forstwaldes im 19. Jahrhundert von der Gemeinde Vorst erworben und mit Bäumen bepflanzen lassen. Schumacher kaufte auch das Gut Lind und baute es zu Groß-Lind aus. Das Herrenhaus liegt heute auf dem Areal der Stadt Tönisvorst. Von dort führte früher eine schnurgerade Eichenallee zum Forsthaus, das Schumacher als Sommerresidenz bauen ließ.

Diese heute weitgehend verschwundene Allee möchte die CDU – unabhängig von der genannten Machbarkeitsstudie – als Radroute hergestellt sehen. Sie würde auch das Areal der ehemaligen Forstwald-Kaserne durchlaufen, für die es bekanntlich auch Baupläne gibt. Laut Ruhland habe die Bezirksregierung das Areal aber zur Wasserschutzzone erklärt. „Und die Grünen haben doch immer gesagt, in der Wasserschutzzone dürfe nicht gebaut werden“, so der CDU-Politiker vielsagend.

Für den Bau sollen
EU-Mittel gewonnen werden

In der Bezirksvertretung West will die CDU auch den Antrag stellen, die Radverbindung vom Stockweg in Richtung St. Tönis auszubauen. Bisher gebe es dort nur einen Fußweg. Auf der Straße zu fahren, sei für die Radler, die dort unterwegs sind, aber wenig angenehm, sagt Ratsfrau und CDU-Stadtverbandsvorsitzende Ingeborg Müllers.

Doch zurück zum Radweg Venlo – Krefeld. Die Machbarkeitsstudie wird zur Hälfte aus EU-Mitteln und zur Hälfte von den Projektpartnern finanziert. In ihr enthalten sei auch eine „Potenzial-Analyse“, so Böttges, die aufzeigen soll, welche Bereiche damit erschlossen werden können. Das wiederum sei Voraussetzung dafür, für den Bau der Route selbst EU-Fördermittel zu bekommen. „Diese große Hoffnung haben wir“, so der Stadtplaner. Wann das Ganze umgesetzt wird, kann Böttges noch nicht sagen.