Urlaub Die ersten Camping-Gäste sind da
Nächstebreck. · Viele Auswärtige sind nur auf der Durchreise. Andere kommen wegen der Schwebebahn her.
„Wuppertal wurde uns, was Campingplätze angeht, als weißer Fleck auf der Landkarte geschildert“, verrät die Dame aus Speyer, die mit ihrem Ehemann im Wohnmobil aus Rheinland-Pfalz nach Wuppertal gekommen war, um von dort aus an vier Tagen das Bergische Land kennenzulernen und vor allem mal mit der Schwebebahn zu fahren. Bei aller Enttäuschung darüber, dass das Wahrzeichen Wuppertals bis Anfang August außer Betrieb ist, waren die beiden Gäste doch über den freundlichen Empfang erfreut, der ihnen an der ganzjährig geöffneten „Wohnmobil Oase“ an der Linderhauser Straße 70 in Nächstebreck bereitet wurde.
In der kleinen Holzhütte, an der die „lieben Wohnmobilgäste“ von Brigitte Tebeck und Andreas Blankennagel, wurden sie mit einem Aushang herzlich begrüßt. Und dort wartete auch ein liebevoll gestaltetes Osterkörbchen mit informativem und einem süßen Inhalt zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und einer Karte der Nordbahntrasse.
Die nachts beleuchtete und bewachte „Wohnmobil Oase“ direkt an der Nordbahntrasse und mit guter Anbindung an die A 46, die A 1 und die A 3 gelegen, bietet zehn Stellplätze, davon acht mit Stromanschluss. Und die wichtige Gelegenheit, die rollenden Eigenheime mit Frischwasser zu versorgen und die „WC-Kassette“ und das Brauchwasser zu entsorgen.
Die beiden unternehmungslustigen Pfälzer hatten schnell ihre Räder startklar gemacht und waren über die Trasse geradelt, hatten den Radweg aber auch in Richtung Tal verlassen. „Es ist nicht so leicht, dann wieder auf die Trasse zu kommen, weil die Zugänge schlecht oder gar nicht ausgeschildert sind“, so die Besucherin, die ihren Namen nicht gern in der Zeitung lesen möchte. „Wuppertal hat viel zu bieten, könnte aber mehr daraus machen“, so der Rat ans Stadtmarketing.
Die meisten Gäste
bleiben bis zu drei Nächte
Die vierköpfige Familie Kimm aus Kassel, die einen anderen der insgesamt genutzten vier Stellplätze belegte, war nur auf der Durchreise, und Vater Karsten ließ sich die warme Aprilsonne auf den freien Oberkörper scheinen. „Wir waren in Disneyland bei Paris und fahren gleich nach Hause“, erzählte er.
Die Gebühren pro Tag liegen an der Linderhauser Straße bei 16 Euro. Die werden übrigens in den ,Vertrauenstresor’ entrichtet. „Dass man von hier nicht ohne korrekte Bezahlung verschwindet, ist ja wohl eine Frage der Ehre“, war auch die Meinung der Gäste aus Dülmen, die „runter zur Mosel“ wollten und hier auch nur für eine Nacht Rast gemacht hatten.
„Wuppertal ist jetzt nicht der Ort, wo langfristig Urlaub gemacht wird. Viele kommen eigens, um mal mit der Schwebebahn zu fahren. Aber das ist ja derzeit nicht möglich. Gerade bekomme ich wieder eine Anfrage für drei Nächte“, so Betreiber Andreas Blankennagel.
„Ein bis drei Nächte sind die Norm, wobei etwa die Hälfte der Nutzer spontan anreist. Unsere Gäste kommen zu 80 Prozent aus Deutschland, der Rest weniger aus Holland, sondern vor allem aus Skandinavien.“
Hier setzt auch die Kritik von Blankennagel an: „Der Weg zum Stellplatz Linderhauser Straße ist für die Wohnmobilfahrer nicht so ausgeschildert, wie unsere Besucher und wir uns das wünschen.“
Einen reinen Parkplatz für fünf Wohnmobile bietet die Kornstraße mit reizvollem Blick auf den Kunstrasenplatz des SC Sonnborn. Die Parkgelegenheit kann kostenlos genutzt werden, bietet aber auch keine Möglichkeit, sich mit Frischwasser zu versorgen, Brauchwasser und WC-Kassette zu entsorgen.
Hier parkten zuletzt zwei Wohnmobile aus Sachsen-Anhalt und Cuxhaven, deren Besatzung in Wuppertal unterwegs war. Auch Mesut Fasils wohnliches Fahrzeug mit Wuppertaler Kennzeichen stand da. Er verriet, dass er gerade 100 Tage in der Türkei, Slowenien und Österreich unterwegs gewesen sei und in seiner Wohnung bei seinen Kindern herein schaue. „Ich bin schon bald wieder auf Tour“, verriet Fasil, und dass ihm das Leben im Wohnwagen offensichtlich mehr behage als an einem festen Wohnort.
Echte Zeltplätze gibt es in Wuppertal nicht, und spontanes „wildes Zelten“ ist auch verboten, wie Thomas Eiting vom Presseamt erläutert. Diesbezüglich scheint es auch keinen Bedarf zu geben, denn das Ordnungsamt musste – laut Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler – bisher beispielsweise weder am Wupperufer noch auf der Hardt deswegen in Erscheinung treten.