Analyse: Eurokrise - der nächste Akt in der griechischen Tragödie
Die Rezession ist schlimmer als angenommen. Ein Bankrott wird nicht mehr ausgeschlossen.
Athen/Berlin. Griechenland in immer größerer Not: Kurz vor dem nächsten Kontrollbesuch der „Troika“ aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds in Athen verkündete Finanzminister Evangelos Venizelos die nächste Hiobsbotschaft. Die Rezession ist noch schlimmer, als bislang angenommen.
Düster: Die Arbeitslosenquote liegt bei 16 Prozent, Tendenz steigend. Der Staat „produziert“ — trotz harter Sparprogramme — weiter neue Schulden. Die Privatisierung von Staatseigentum kommt nicht richtig voran. Zudem erwartet Athen, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als fünf Prozent schrumpft.
Die Troika reiste am 3. September aus Athen ab, um den Offiziellen eine Denkpause zu verordnen. Diese Woche kehrt sie zurück. Griechenland hat dann nur noch wenige Tage Zeit, die Troika vom Sparwillen zu überzeugen. Vom Bericht der Finanzexperten hängt ab, ob Athen die nächste Tranche der Hilfskredite von acht Milliarden Euro erhält. Es sieht nicht danach aus. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, gegenwärtig seien die Voraussetzungen für eine Auszahlung nicht erfüllt.
Die regierenden Sozialisten unter Premier Giorgos Papandreou können allein die Reformen nicht umsetzen. Zugleich machen die Gewerkschaften mobil für einen heißen Streik-Herbst. Beobachter halten vorgezogene Wahlen für unabwendbar. Horrende Schulden, Sparprogramme und Wirtschaftseinbruch sorgen für einen Teufelskreis: Der hochverschuldete Staat nimmt wegen der Rezession immer weniger ein. Drastische Sparprogramme hemmen den Konsum, was zu noch weniger Steuereinnahmen führt.
Medien berichten, die Bundesregierung schließe einen Staatsbankrott nicht mehr aus: Zum einen könne Griechenland sein Schuldenproblem nicht lösen. Zum anderen stünden mit dem erneuerten Euro-Rettungsschirm EFSF bald mehr Instrumente zur Verfügung, mit denen sich eine Pleite besser beherrschen ließe.
Schäuble lässt angeblich bereits Szenarien für einen griechischen Zahlungsausfall durchspielen. Es gebe zwei Varianten einer Griechenland-Pleite. Bei der ersten bleibe das Land in der Währungsunion, bei der anderen gebe es den Euro auf und führe die Drachme wieder ein.