Analyse: Europa untersucht den griechischen Patienten

Was hilft dem hochverschuldeten Staat? Ein Gipfel der EU will am Freitag Lösungen finden.

Brüssel. Was tun mit dem hochverschuldeten Griechenland? Dieser Frage widmen sich Deutschland und die anderen EU-Staaten beim Gipfeltreffen der Regierungschefs am Freitag in Brüssel. Griechenland hat sich unter anderem bei deutschen Banken Geld geliehen. Indirekt betrifft die griechische Schuldenkrise daher auch die Bundesbürger.

Zwar erhalten die Griechen seit Mai 2010 mehrjährige Notkredite über insgesamt 110 Milliarden Euro von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Zudem kappt die Regierung ihre Ausgaben in vielen Bereichen kräftig. Viele Experten glauben aber, dass Griechenland trotz aller Sparanstrengungen noch lange in der Misere verharrt. Diese Sorgen werden verständlich, wenn man sich wichtige Wirtschaftsdaten des mit etwa elf Millionen Menschen neuntgrößten EU-Lands ansieht.

Griechenlands Wirtschaftsleistung schrumpft seit 2009, allein voriges Jahr um 4,2 Prozent, wie die EU-Kommission berechnet hat. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte erst nächstes Jahr wieder wachsen: um 1,1 Prozent.

Seit dem Krisenjahr 2009 geben die Bürger Griechenlands weniger Geld aus. Der Konsum sank voriges Jahr um 4,1 Prozent. Eine geringfügige Besserung erwarten Experten erst 2012. Auch der Staat spart — voriges und dieses Jahr 9,0 beziehungsweise 8,5 Prozent seiner Ausgaben.

Wegen der flauen Wirtschaft verloren viele Griechen ihre Arbeit. 2010 stieg die Arbeitslosenquote im Jahresvergleich von 9,5 auf 12,5 Prozent. Dieses Jahr, schätzt die EU-Kommission, werden 15 Prozent der erwerbsfähigen Bürger keine Stelle haben.

Die Folge: Griechenland sitzt auf einem riesigen Schuldenberg, der weiter wachsen wird. Dieses Jahr dürften die Schulden anderthalb Mal so hoch sein wie die gesamte Wirtschaftsleistung.

Wie kann Griechenland geholfen werden? Soll es mehr Zeit bekommen, Schulden bei seinen Gläubigern — also auch deutschen Banken — zu begleichen? Sollen die Zinsen für diese Schulden gesenkt werden? Oder soll Griechenland Kredite aus dem Euro-Rettungsfonds erhalten, um eigene Schuldverschreibungen günstig zurückzukaufen? Könnte Athen gar ein Teil seiner Schulden erlassen werden? An Themen wird es auf diesem Gipfel nicht fehlen.