Analyse: Malediven - Meuterei im Urlauber-Paradies

Der Präsident gibt nach Protesten auf. Für Touristen sollen die Inseln weiter sicher sein.

Male. Im Anflug auf die Malediven können Urlauber das Paradies bereits erahnen: Inseln sprenkeln das blaue Meer. Unter der Wasseroberfläche zeichnen sich spektakuläre Korallenriffe ab. Unmittelbar nach der Landung bringen Wasserflugzeuge und Schnellboote die Touristen in ihre Resorts, die isoliert auf eigenen Eilanden liegen. Keinen Fuß setzen die meisten Urlauber auf die Insel mit der Hauptstadt Male, die vor hässlichen Hochhäusern strotzt — und wo wütende Anhänger der Opposition nun den Präsidenten zum Rücktritt zwangen.

Dabei war Präsident Mohamed Nasheed ein Hoffnungsträger. Als erster freigewählter Staats- und Regierungschef des kleinen muslimischen Landes löste er 2008 Maumoon Abdul Gayoom ab. Gayoom war zu dem Zeitpunkt der am längsten amtierende Machthaber Asiens. Unter seinem Regime war Nasheed als Oppositionspolitiker inhaftiert und gefoltert worden. 30 Jahre lang hatte Gayoom die Inselkette mit eiserner Hand regiert.

Der Opposition ging es dabei weniger um einen Sturz der Regierung: Ihr war der charismatische Nasheed ein Dorn im Auge, der Gayoom aus dem Amt gejagt hatte und als „Ikone des Wechsels“ gefeiert worden war.

Die Amtsgeschäfte übernahm Dienstag Nasheeds Stellvertreter, Mohammed Waheed Hassan. Große Änderungen werden nicht erwartet, erst recht keine Islamisierung des Urlaubslandes. Der neue Staats- und Regierungschef hat lange für die Vereinten Nationen gearbeitet, unter anderem in der UN-Zentrale in New York. Er gilt als westlich geprägt.

Reiseveranstalter strichen Dienstag zwar Ausflüge nach Male, auch das Auswärtige Amt riet von Besuchen der Hauptinsel ab. Ansonsten dürften die Urlauber, darunter 5000 Deutsche, auf ihren abgelegenen Ferieninseln von dem Drama nur wenig mitbekommen haben.

Es habe ein paar Nachfragen von Menschen gegeben, die einen Besuch auf den Malediven planten, hieß es in einem der Hotels. Darüber hinaus sorgten sich die Urlauber aber nicht weiter über die Ereignisse. Und das Tourismusministerium versicherte, dass die derzeitigen Probleme keine Auswirkung auf Touristen haben.