Tote bei Polizeiaktion gegen Islamisten in Nigeria
Addis Abeba/Abuja (dpa) - Bei einem Polizeieinsatz gegen die radikalislamische Sekte Boko Haram in Nigeria sind am Dienstag mindestens acht Mitglieder der Gruppe ums Leben gekommen.
Bei der mehrstündigen Aktion in der zweitgrößten Stadt Kano im Norden des Landes seien auch mehrere Islamisten festgenommen worden, berichtete das nigerianische Fernsehen. Zudem seien Waffen und Sprengstoff sichergestellt worden.
Erst am späten Montagabend hatte die Boko Haram in Kano und Maiduguri erneut eine Anschlagserie verübt. In Maiduguri kamen dabei mindestens drei Menschen ums Leben. Bei den Opfern handele es sich um einen Apotheker und zwei seiner Angestellten, die bei einer Explosion getötet wurden. Bei einer Reihe von Attacken auf Polizeiwachen in Kano habe es hingegen keine Toten gegeben, teilte die Polizei mit.
„Es waren Explosionen und Schüsse zu hören, die aus dem nordöstlichen Teil der Stadt kamen“, erklärte eine Augenzeugin. „Leute rannten umher, um sich in Sicherheit zu bringen, weil die Angriffe an die vom vergangenen Monat erinnerten.“ Bei einer blutigen Anschlagserie auf das Polizeihauptquartier sowie andere Polizeistationen und Ämter in Kano waren im Januar mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen.
In Maiduguri, der Hochburg der Boko Haram, gab es ebenfalls mehrere Explosionen. Ziel des Angriffs war nach Angaben der Zeitung „Nigerian Tribune“ ein Marktplatz. Bewohner berichteten von dicken Rauchschwaden, die in den Himmel stiegen. Viele Bürger seien in Panik ausgebrochen.
Am Dienstag starb bei zwei Explosionen in der Stadt Kaduna in Mittelnigeria ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter, teilte die Polizei mit. Die Detonationen trafen eine Basis der nigerianischen Armee und der Luftwaffe in Kaduna. „Der Bombenleger war das einzige Opfer“, sagte der Polizeisprecher Ralph Isa. Der Augenzeuge Jarfa Musa sagte, es sei unklar gewesen, ob der Mann tatsächlich beabsichtigt hatte, dabei zu sterben. „Das mit Sprengstoff beladene Auto ist direkt vor ihm explodiert“, so Musa weiter. Bislang hat noch keine Gruppe die Verantwortung für den Vorfall übernommen. Polizei und Militär waren in der Vergangenheit die Hauptziele der Boko Haram.
Die Boko Haram, deren Mitglieder sich selbst auch die „nigerianischen Taliban“ nennen, terrorisiert seit langem den Norden des bevölkerungsreichsten Landes in Afrika. Die Sekte lehnt jede westliche Lebensform ab und hat in der Vergangenheit oft Bombenanschläge auf Kirchen und auf Gaststätten mit Alkoholausschank verübt. Im Dezember hatte die Gruppe die Christen im überwiegend muslimischen Norden aufgefordert, die Region zu verlassen. Rund 10 000 Christen flohen nach Angaben des Roten Kreuzes.