Auch Boliviens Innenminister tritt zurück

La Paz (dpa) - Auch der bolivianische Innenminister Sacha Llorenti tritt nach dem harten Polizei-Einsatz gegen protestierende Indianergruppen zurück. Llorenti sagte am Dienstag, Präsident Evo Morales habe seine Demission angenommen.

Zuvor hatte bereits der stellvertretende Innenminister Marcos Farfán seinen Rücktritt erklärt. Verteidigungsministerin Cecilia Chacón hatte am Montag ihr Amt aufgegeben. Llorenti sagte, er wolle sich nicht zu einem Instrument der Rechten, der Opposition machen lassen.

„Den Befehl hat der Vizeminister Farfán vor Ort auf Rat einiger Polizeikommandeure gegeben. Wir erfuhren davon erst, als der Einsatz bereits stattfand“, erklärte Llorenti vor seinem Rückritt. Am Montag hatte er noch den Vorgang gerechtfertigt. Farfán bestritt in seiner Rücktrittserklärung, dass er den Befehl gegeben habe.

Die Polizei war gewaltsam gegen Indianergruppen vorgegangen, die gegen ein umstrittenes Straßenbauprojekt durch das Amazonas-Gebiet Boliviens protestiert hatten. Präsident Morales hatte das Projekt am Montag gestoppt. Er nannte den Polizeieinsatz gegen Indianergruppen „unverzeihlich“. Morales kündigte eine Untersuchung der Zwischenfälle in der Nähe der Ortschaft Yucuma 326 Kilometer nördlich von La Paz an. Über den Straßenbau solle nunmehr ein Referendum in den betroffenen Departements Beni und Cochabamba entscheiden.

Indianerstämme befürchten eine verstärkte Rodung der Urwälder durch den Bau der 306 Kilometer langen Nord-Süd-Straße am Rand des Naturparks und Indianer-Reservats Isiboro Sécure im Amazonasgebiet.

Rund 500 Polizisten hatten am Sonntag Tränengas gegen rund 1500 Demonstranten eingesetzt. Dabei waren etwa zehn Menschen verletzt worden. Die Polizei verschleppte Dutzende von Teilnehmern der Protestbewegung in Bussen, um sie in ihre Heimatdörfer zu bringen. Auf Druck der Demonstranten, die drei Flughäfen in der Region besetzten, mussten sie aber wieder freigelassen werden. Viele Kinder wurden bei dem Polizeieinsatz von ihren Eltern getrennt.

Auch die katholische Kirche verurteilte die Gewalt gegen Gegner des Projekts, die sich seit über einem Monat auf einem Protestmarsch nach La Paz befinden. Die Gewerkschaftszentrale COB rief zu einem Generalstreik am Mittwoch auf. In Beni errichteten die Demonstranten am Dienstag Straßenblockaden um die regionale Hauptstadt Trinidad und andere Städte.