Blutiger Anschlag auf Moschee in Nigeria
Abuja (dpa) - Ein Sprengstoffanschlag auf eine Moschee in der nordnigerianischen Stadt Kano hat Augenzeugen und lokalen Medien zufolge mehr als 100 Menschen in den Tod gerissen.
Mehrere Hundert weitere sollen verletzt worden sein, als kurz vor den Freitagsgebeten mindestens zwei Bomben explodierten. Anschließend hätten bewaffnete Männer auf die in Panik fliehenden Gläubigen geschossen, berichteten mehrere nigerianische Zeitungen.
Allerdings gab es über die Opferzahlen völlig unterschiedliche Angaben. Die britische BBC zitierte einen Mitarbeiter des Rettungsdienstes, der von nahezu 400 Toten sprach. Der stellvertretende Polizeichef von Kano, Sanusi Lemu, nannte hingegen 35 Tote und 120 Verletzte.
Der Anschlag galt offensichtlich einem Kritiker der islamistischen Terrororganisation Boko Haram. Obwohl sich zunächst niemand zu der Tat bekannte, wird vermutet, dass die Gruppe für die Tat verantwortlich ist.
Die Bomben seien gezündet worden, als der Imam der Moschee gerade mit den Gebeten beginnen wollte, berichtete die Zeitung „Premium Times“. „Was ich gesehen habe, war wie eine Reise in die Hölle“, zitierte die Zeitung „Vanguard“ einen Überlebenden. Viele Menschen seien bei ihrer Flucht von der Menge niedergetramepelt worden.
Ziel des Anschlags sei der Emir von Kano, Muhammad Sanusi II., gewesen, der sich jedoch in Saudi-Arabien aufhalte, heißt es. Das religiöse Oberhaupt der Stadt hatte kürzlich zum Widerstand gegen Boko Haram aufgerufen. Die Moschee liegt in unmittelbarer Nähe seines Palastes.
„Seit seiner Attacke auf die Boko Haram wussten wir, dass etwas passieren würde“, sagte ein Mitarbeiter des Emirs, der anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind schon seit einer Weile verschärft worden.“
Boko Haram überzieht seit fünf Jahren den Norden Nigerias mit Gewalt. Die Terrorgruppe verübte auch in Kano schon mehrere Attentate. Sie will in der Region einen Gottesstaat aufbauen und greift immer wieder Polizeieinrichtungen, Kirchen, Schulen, aber auch moderate Moslems an. Seit 2009 sind bereits tausende Menschen dem Terror zum Opfer gefallen.
UN, EU und die USA verurteilten das Attentat scharf. Für Angriffe auf Zivilisten gebe es keine Rechtfertigung, teilte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Er rief die Behörden auf, alles zu tun, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Bereits am Donnerstag und Dienstag hatten Bomben im Norden des Landes zahlreiche Menschen in den Tod gerissen.