Chinese bei Krawallen in Vietnam getötet
Hanoi (dpa) - Die Verankerung einer chinesischen Ölplattform vor Vietnams Küste zieht schwere Krawalle nach sich. Chinesen werden attackiert und flüchten aus Angst. Patriotismus zu zeigen, sei legitim, meint Vietnams Regierung.
Mindestens ein Chinese kam nach vietnamesischen Angaben in einem Stahlwerk rund 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Hanoi ums Leben. In der Fabrik waren am Mittwochabend latente Spannungen zwischen chinesischen und vietnamesischen Arbeitern eskaliert. Einige Medien hatten von mehr als 20 Toten geschrieben. Ein Regierungssprecher wies dies zurück. Am Donnerstag war die Lage zunächst ruhig.
„Es war ein Konflikt zwischen vietnamesischen und chinesischen Arbeitern, daraus entwickelte sich ein Krawall, einer kam ums Leben und 149 wurden verletzt“, sagte der Vizeleiter der Provinzregierung von Ha Thinh, Dang Quoc Khanh am Donnerstag. 66 Menschen seien festgenommen worden.
Zehn Chinesen würden noch vermisst, sagte der Manager einer Firma der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Vietnamesen seien „in unsere Büros eingebrochen, haben zerstört und geplündert. Sie haben unsere Unterkunft niedergebrannt, bevor sie wieder gegangen sind.“
Bei den Protesten geht es um die 114 mal 78 Meter große Ölplattform „Haiyang Shi You 981“, die China Anfang Mai 220 Kilometer östlich der vietnamesischen Insel Ly Son verankert hatte. In der Nähe liegen die Paracel-Inseln, die sowohl China als auch Vietnam beanspruchen. Dies ist eine Gruppe von etwa 15 Riffen und Sandbänken in einem Radius von 100 Kilometern. Sie liegen etwa 300 Kilometer östlich von Danang und 300 Kilometer südlich der chinesischen Insel Hainan.
Le Hai Binh, Sprecher des vietnamesischen Außenministeriums, verurteilte die Gewalt. Einige Leute hätten friedliche Proteste ausgenutzt, um Krawalle anzufangen. „Die Regierung und die meisten Vietnamesen verurteilen die Übeltäter, die chinesische und andere Firmen attackiert haben“, sagte er in Hanoi und fügte hinzu: „Es ist natürlich und legitim, dass die Vietnamesen ihrem Patriotismus Ausdruck verleihen.“ Zu der Ölplattform sagte er: „Vietnam verurteilt die Verankerung der Ölplattform in Vietnams Gewässern scharf.“
Auch die Philippinen erhoben am Donnerstag neue Vorwürfe gegen China im Südchinesischen Meer. Aufnahmen zeigten, dass China am Johnson-Riff, das auch die Philippinen beanspruchen, Landgewinnung betreibe, teilte das Außenministerium mit. Manila argwöhnt, dass dort eine Landebahn gebaut wird. „Das destabilisiert die Region und verletzt internationales Recht“, teilte das Ministerium mit.
Am Dienstag war es im Süden Vietnams in einem Industriepark der Provinz Binh Duong bereits zu schweren Ausschreitungen gekommen. Mehr als 100 Fabriken wurden dort beschädigt, darunter auch taiwanesische, weil die Demonstranten irrtümlich dachten, Taiwan gehöre zu China. Nach Xinhua-Angaben flohen 600 Chinesen aus Angst vor weiteren Ausschreitungen über die Grenze nach Kambodscha. Auch in der nördlichen Provinz Thai Binh gab es Proteste gegen China. Taiwan schickte Chartermaschinen nach Vietnam, um Landsleute nach Hause zu bringen.
In Vietnam arbeiten nach Schätzungen mehrere zehntausend chinesische Arbeiter, darunter etwa in den umstrittenen Bauxit-Minen im zentralen Hochland. China investierte 2013 rund 2,3 Milliarden US-Dollar in Vietnam, mehr als sechs Mal so viel wie im Jahr davor. Der Anteil an den Gesamtauslandsinvestitionen lag aber nur bei sieben Prozent. Nach Angaben des Planungsministeriums gibt es knapp 1000 chinesische Projekte. Größter Investor ist nach diesen Angaben Japan mit 36 Milliarden Dollar Investitionen in 2 237 Projekten, gefolgt von Südkorea, Singapur und Taiwan.