Deutsche Geisel im Jemen nach Deal mit Entführern frei
Berlin/Sanaa (dpa) - Entführer haben im Jemen einen Deutschen freigelassen, den sie vor dreieinhalb Monaten in der Hauptstadt Sanaa verschleppt hatten. Zuvor hatte die jemenitische Regierung zwei Angehörige der Kidnapper vorzeitig aus einem Gefängnis entlassen - so wie es die Geiselnehmern gefordert hatten.
Das berichtete das jemenitische Nachrichtenportal „Barakish.net“ unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz Al-Jawf, Mohammed Abud, der in der Geiselkrise als Vermittler aktiv war.
Der Deutsche, der nach jemenitischen Berichten Rüdiger Friedrich Walter Schmidt (andere Schreibweise „Schwidt“) heißt, trug bei seiner Freilassung ein arabisches Männergewand und einen Turban. Er wurde zunächst von Innenminister Abdo Tareb empfangen und dann von deutschen Diplomaten in Empfang genommen.
Nach lokalen Medienberichten durften die beiden Angehörigen der Entführer nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis in ihre Heimatprovinz Marib zurückkehren. Sie werden verdächtigt, im August 2013 ein Flugzeug der jemenitischen Armee abgeschossen zu haben. Bei dem Absturz war ein Offizier ums Leben gekommen.
Medienberichte, wonach die Kidnapper auch Lösegeld erhalten haben sollen, wurden offiziell nicht bestätigt. Die Entführer hatten noch vor kurzem gedroht, ihre Geisel an das Terrornetzwerk Al-Kaida zu „verkaufen“.
Der Präsident des arabischen Landes, Abed Rabbo Mansur Hadi, hatte sich persönlich für die deutsche Geisel eingesetzt. Der Deutsche, der laut Medienberichten krank sein soll, war von Bewaffneten in die Provinz Marib verschleppt worden. Weshalb er sich in dem für Ausländer nicht ungefährlichen arabischen Land aufhielt, ist noch nicht bekannt. Nach Berichten soll er einen Arabisch-Kurs besucht haben.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich erleichtert über die Freilassung der Geisel am Dienstag. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte eine Ministeriumssprecherin. Nach Informationen des Senders MDR stammt das Entführungsopfer aus Haldensleben in Sachsen-Anhalt.
Steinmeier dankte allen, die an der Freilassung beteiligt waren, insbesondere Präsident Hadi und der Regierung. Die staatliche Nachrichtenagentur Saba meldet, der Deutsche sei mit einem Militärhubschrauber aus dem Stammesgebiet nach Sanaa gebracht worden.
Bei Gefechten zwischen Al-Kaida-Terroristen und der Armee wurden am Mittwoch im Jemen nach Informationen jemenitischer Medien acht Soldaten getötet. Die Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) habe sich im Verlauf der Kämpfe im Bezirk Asan (Provinz Schabwa) in einem Wohnviertel verschanzt, hieß es. Damit hätten sie den Luftangriffen und Artillerieattacken der Regierungstruppen entgehen wollen.
Die jemenitische Armee hatte in der vergangenen Woche eine Offensive gegen Al-Kaida in den Provinzen Marib und Schabwa gestartet. Das Auswärtige Amt warnt wegen des Entführungsrisikos und der Terrorgefahr schon seit längerer Zeit vor Reisen in den Jemen. Die jemenitischen Stämme benutzen immer wieder ausländische Geiseln als Druckmittel, um Forderungen gegenüber der Regierung durchzusetzen.