Clinton zieht in den Kampf ums Weiße Haus
Philadelphia (dpa). Donald Trump gegen Hillary Clinton: Das historische Präsidentschaftsrennen in den USA, an dem erstmals eine Frau teilnimmt, ist eröffnet. Die frühere Außenministerin, Senatorin und First Lady ist jetzt auch offiziell Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei.
Die 68-Jährige nahm am Donnerstagabend (Ortszeit) auf dem Parteitag in Philadelphia ihre Nominierung an - bei einer großen Party mit Feuerwerk und einem Luftballonregen.
Clinton nutzte ihre Rede zum Abschluss des Konvents zu einem Frontalangriff gegen ihren Rivalen. „Donald Trump bietet keinen echten Wandel. Er bietet leere Versprechungen“, rief sie den mehr als 4700 Delegierten des Parteitags zu. „Er will, dass wir die Zukunft fürchten und einander fürchten.“
Clinton stellte auch Trumps charakterliche Eignung für das Präsidentenamt in Frage. „Glaubt ihr wirklich, dass Donald Trump das Temperament hat, um Oberbefehlshaber der Streitkräfte zu sein?“, fragte sie. Ein lautes „Nein“ war die Antwort des Publikums.
„Donald Trump kann nicht einmal mit der Rauheit eines Präsidentschaftswahlkampfs umgehen“, fügte Clinton hinzu.„Er verliert bei der geringsten Provokation gleich die Nerven“, kritisierte sie weiter. „Ein Mann, den man mit einer Twitter-Nachricht ködern kann, ist nicht ein Mann, dem wir Atomwaffen anvertrauen können.“
Trump ließ sich nicht lange bitten und feuerte via Twitter zurück. „Niemand hat ein schlechteres Urteilsvermögen als Hillary Clinton. Korruption und Verwüstung folgen ihr, wohin sie auch geht“, schrieb der 70 Jahre alte Populist. Eine weitere seiner sechs Wortmeldungen über den Kurznachrichtendienst gleich nach Clintons Rede lautete: „Hillarys Weigerung, radikalen Islam zu erwähnen, während sie auf eine 550-prozentige Erhöhung der Flüchtlingszahl drängt, ist ein weiterer Beweis, dass sie untauglich ist, dieses Land zu führen.“
Clinton hatte in ihrer Rede Trump mit der Aussage zitiert, er wisse mehr über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als „die Generäle“. „Nein, Donald, tust du nicht“, sagte sie. „Glaubt niemandem, der euch sagt, er könne alles alleine lösen.“
Trumps Aussage, er werde im Falle seiner Präsidentschaft US-Militärhilfen für Nato-Partner an Bedingungen knüpfen, konterte die frühere Chefdiplomatin: „Ich bin stolz darauf, unseren Alliierten in der Nato beizustehen, gegen alle Bedrohungen, denen sie gegenüberstehen, darunter auch aus Russland.“
Clinton war am Dienstag mit der großen Mehrheit der Delegierten zur Kandidatin der Demokraten gewählt worden. Sie hatte sich in den Vorwahlen in allen Bundesstaaten und Territorien des Landes gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders durchgesetzt.
Clinton ist die erste Frau überhaupt, die von einer der beiden großen US-Parteien ins Rennen um das Weiße Haus geschickt wird. Die Amerikaner entscheiden am 8. November über die Nachfolge des demokratischen Amtsinhabers Barack Obama, der nach seiner zweiten Amtsperiode nicht mehr kandidieren kann.
Clintons Tochter Chelsea stellte ihre Mutter als Frau vor, die ihr ganzes Leben dem Kampf für Kinder und Familien gewidmet hat. „Ich werde eine Kämpferin wählen, die niemals aufgibt und immer daran glaubt, dass es noch besser geht - wenn wir nur zusammen kommen und miteinander arbeiten“.
Zu den weiteren Rednern am vierten und letzten Tag des Parteikonvents zählte Sarah McBride, die erste bekennende Transgender-Person, die auf einem US-Parteitag gesprochen hat.
Am Rednerpult wie unter den Delegierten waren Minderheiten in Philadelphia deutlich stärker vertreten als beim Republikaner-Parteitag in der Vorwoche. Bei den Demokraten habe jeder Kameraschwenk ein Meer aus Gesichtern aller Farben, Ethnien und sexueller Orientierungen, sowie mit verschiedenen Behinderungen gezeigt, schrieb das Magazin „Fortune“.