Nach Zumas Rücktritt Cyril Ramaphosa ist neuer Präsident Südafrikas

Kapstadt (dpa) - Nach vielen Korruptionsskandalen soll in Südafrika eine neue Ära beginnen. Einen Tag nach dem Rücktritt des umstrittenen Präsidenten Jacob Zuma wurde dessen bisheriger Stellvertreter Cyril Ramaphosa zum neuen Staatschef gewählt.

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Der 65-Jährige gilt als pragmatischer Managertyp und will Südafrikas stagnierende Wirtschaft wieder auf Kurs bringen. Er war seit 2014 unter Zuma Vizepräsident, hat es jedoch geschafft, nicht von dessen Korruptionsskandalen belastet zu werden.

„Ich fühle mich wahrhaft geehrt, dass ich das große Privileg habe, den Menschen in unserem Land zu dienen“, sagte Ramaphosa im Parlament in Kapstadt. Er wolle mit allen Parteien Südafrikas zusammenarbeiten, „um das Leben unserer Menschen zu verbessern“. Bei der Wahl gab es keinen Gegenkandidaten, weswegen der Präsident des südafrikanischen Verfassungsgerichts, Mogoeng Mogoeng, Ramaphosa ohne Abstimmung zum Präsidenten erklärte.

Die führende Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), forderte indes eine schnelle Auflösung des Parlaments. „Wir müssen uns an die Menschen wenden und ein neues Mandat suchen“, erklärte der Vorsitzende Musi Maimane. Zumas Rücktritt löse längst nicht alle Probleme, denn die Korruption reiche tief in die Regierungspartei ANC hinein, warnte er. „Das Problem war nicht nur Zuma.“

Der 75-jährige Zuma war am Mittwoch nach großem Druck des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) nach neun Jahren an der Macht zurückgetreten. Damit kam er in letzter Minute einem für den heutigen Tag geplanten Misstrauensvotum im Parlament zuvor. Ramaphosa war im Dezember zum ANC-Vorsitzenden gewählt worden. Die Partei wollte Zuma daraufhin noch vor der Wahl 2019 absetzen, weil sie sich mit Ramaphosa als Kandidat bessere Chancen erhofft. Investoren freuten sich über den Amtswechsel: Südafrikas Währung legte zu, an der Börse in Johannesburg ging der Kurs nach oben.

Ramaphosa soll im Parlament bereits am Freitagabend seine erste Rede zur Lage der Nation halten. Auf ihn warten große Herausforderungen: Als Präsident muss er wohl Zumas Kabinett ausmisten, in dem mehrere Minister als korrupt oder unfähig gelten. Er werde ein Team zusammenstellen, das „im Interesse des Landes“ dient, versprach Ramaphosa. Dann muss er das Land mit seinen rund 55 Millionen Einwohnern wieder auf Kurs bringen: die krasse Kluft zwischen Arm und Reich, Korruptionsenthüllungen, ein marodes Bildungssystem und eine Arbeitslosenquote von fast 28 Prozent haben bei vielen Wählern zu Hoffnungslosigkeit und Wut geführt.

Zumas Präsidentschaft war seit geraumer Zeit überschattet von Korruptionsvorwürfen. Er hatte sein Privatanwesen unter dem Vorwand nötiger Sicherheitsvorkehrungen mit Staatsgeldern luxuriös ausbauen lassen. Zudem wird ihm vorgeworfen, einer befreundeten Unternehmerfamilie Geschäfte zugeschustert und ihnen unzulässig Einfluss auf die Politik gewährt zu haben - bis hin zur Ernennung von Ministern und Managern staatlicher Unternehmen. Trotz schwerer Vorwürfe der unabhängigen Antikorruptionsbehörde wurde Zuma bisher nicht angeklagt. Er hat alle Vorwürfe zurückgewiesen.