Das Idealbild bekommt Risse
Das nordkoreanische Volk leidet seit 15 Jahren unter Misswirtschaft und Hunger. Es wird von einem bizarr rückständigen Regime unterdrückt, das brutale Umerziehungslager betreibt. Und doch ist es unwahrscheinlich, dass es in diesem Land zu einem Volksaufstand kommt, wie wir es zurzeit im arabischen Raum erleben.
Die Gründe dafür liegen unter anderem in einem perfiden Überwachungsapparat, allgegenwärtiger Indoktrination und in einem Führerkult, der den Diktator als Schutzpatron idealisiert.
Dennoch ist es unübersehbar, dass das Bild Risse bekommt. Der neue Herrscher Kim Jong Un ist den Menschen fremd. Anders als sein Vater wurde er nicht von Kindesbeinen an als lebende Legende und natürlicher Nachfolger inszeniert. Entscheidend aber ist, dass ihm der Rückhalt beim Militär und der politischen Elite fehlt. Sie sind zurzeit die wahren Kräfte im Land. Wenn es zu einer Machtverschiebung kommt, wird sie von einem dieser beiden Lager ausgehen.