Davos: Das globale Dorf leidet an einem „Burn-Out“
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos wirken die Erschütterungen der Finanzkrise nach.
Davos. Auf den Optimismus folgt die Ratlosigkeit. Die 1.700 Topmanager beim Weltwirtschaftsforum in Davos hatten sich gerade über das Anziehen ihrer Umsätze gefreut, da werfen ihnen die Wirtschaftsexperten neue Gefahren um die Ohren: Ungleichgewichte der Zahlungsbilanzen, Staatsverschuldungen, Spekulationen gegen den Euro, Rohstoffverknappung sowie steigende Lebensmittel- und Energiepreise. Es scheint, als überwiege die Sorge vor dem nächsten Crash.
Schuld an der schlechten Stimmung könnte der Gründer des Weltwirtschaftsforums, der deutsche Klaus Schwab, haben. Der 72-Jährige verriet gleich zur Eröffnungsrede, dass bei Gesprächen mit Wirtschaftsführern zwar ein „Mikro-Optimismus“ festzustellen, auf globaler Ebene jedoch ein „Makro-Pessimismus“ spürbar sei. Und Schwab wiederholte seine für die Stimmung nicht gerade förderliche These, die Welt leide unter dem „Symptom eines Burn-Outs“.
Auf dem Forum sollten die unterschiedlichen Meinungen gebündelt werden: Westliche und asiatische, nationale und internationale, müssten unter einen Hut gebracht werden, forderte Schwab. Doch nach zwei Tagen stellt sich heraus, dass das gemeinsame Handeln den Praxistest erst noch bestehen muss.
Derzeit gibt es unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen etwa in den USA und Westeuropa. James Turley von der Beratungsfirma „Ernst & Young“ schließt nicht aus, dass es genau deswegen bei der internationalen Zusammenarbeit zu einem Bruch kommen könnte — nach dem Motto, jeder für sich und keiner mehr für alle.
Auf der anderen Seite boomen die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China), doch bleibt ungewiss, ob diese Entwicklung, etwa in China, nicht auch eine Blase bildet — ähnlich der, unter der die USA nahezu zusammengebrochen sind.
Der amtierende Vorsitzende der G20-Staaten aus Industrie- und Schwellenländern, Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, brachte es auf den Punkt: „Wir müssen einen kühlen Kopf behalten.“ Nur die Zusammenarbeit innerhalb der G20 habe die Krise beendet. „Die Legitimation der G20 liegt in ihrer Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.“ Und auch Russlands Präsident Dimitri Medwedew forderte: „Die Globalisierung zwingt eigentlich alle, an einem Strick zu ziehen.“