Moskau: Verdacht gegen Islamisten im Kaukasus
Moskau (dpa) - Nach dem Anschlag auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo konzentrieren sich die Ermittler auf eine islamistische Untergrundbewegung aus dem Nordkaukasus.
Moskauer Medien berichteten am Donnerstag, dass Mitglieder der paramilitärischen Gruppe Nogaiski Dschamaat, einer „Bruderschaft“ aus dem Grenzgebiet der Teilrepubliken Tschetschenien und Dagestan, für den Anschlag mit 35 Toten verantwortlich sein sollen.
Wegen eklatanter Sicherheitslücken am Flughafen wurden weitere ranghohe Funktionäre entlassen. In Dagestan kamen wenige Tage nach dem Moskauer Anschlag bei der Explosion einer Autobombe vor einem Cafe vier Menschen ums Leben.
In Moskau nannten die Ermittler einen Mann aus der südrussischen Region Stawropol als Hauptverdächtigen für die Bluttat im Flughafen. Er sei entweder einer der wichtigsten Hintermänner oder sogar der Attentäter gewesen. Aber die in Domodedowo geborgene Leiche des Terroristen sei noch nicht identifiziert. Der Inlandsgeheimdienst FSB fahnde nach insgesamt zehn mutmaßlichen Hintermännern.
Die Staatsduma in Moskau will bald über eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze beraten. Das kündigte ein Sprecher des Parlaments an. Eine neue Verordnung könnte vor allem dem Staatspräsidenten mehr Vollmachten geben. Im Zentrum der Hauptstadt protestierten mehrere tausend Menschen gegen den Anschlag vom Montag. Auf Initiative einer kremltreuen Organisation legten Demonstranten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Aus Lautsprechern ertönte Trauermusik.
Im Nordkaukasus - einer bergigen Vielvölkerregion - kämpfen Islamisten für ein unabhängiges Emirat. Moskau sucht seit Jahren einen Weg, die von Armut und Arbeitslosigkeit geprägte Region zu beruhigen. Verschärft wird die Lage durch korrupte Strukturen in den Sicherheitskräften sowie durch verfeindete Banden und Familienclans.