Der gealterte Chef des Terrors
Die USA zeigen Bilder, auf denen Bin Laden ergraut ist. Für Videos färbte er sich den Bart.
Washington. Bis zuletzt hat Osama bin Laden das Al-Kaida-Netzwerk dirigiert. Und er sah weitaus älter aus, als die Öffentlichkeit ahnte. Das belegen von der US-Regierung beschlagnahmte Videoclips des getöteten Terrorchefs. Das Pentagon präsentierte die Filme knapp eine Woche nach dem Angriff gegen Bin Laden im pakistanischen Abbottabad.
Mit der Veröffentlichung verfolgen Obama und seine Mannschaft offenbar eine Doppelstrategie: Sie wollen das Image des Terroristen als Heldenfigur islamischer Extremisten demontieren und gleichzeitig den Druck auf Pakistan erhöhen, dessen Regierung und Geheimdienst in Washington mittlerweile in Ungnade gefallen sind.
Die Aufnahmen zeichnen ein völlig neues Bild von Bin Laden. Einer der insgesamt fünf Videoclips zeigt den alt anmutenden Al-Kaida-Chef mit grauem Haar und Bart. Gebeugt sitzt er mit einer Decke über den Schultern und einer Strickkappe auf dem Kopf vor dem Fernseher. Mit einer Fernbedienung in der Hand betrachtet er Filme seiner eigenen Auftritte, während er gelegentlich nickend vor- und zurückwippt.
Medienwirksamer präsentiert sich Bin Laden in einer bis zu seinem Tod nicht ausgestrahlten Videobotschaft an die USA, in der er nach Ermittlerinformationen gegen den Kapitalismus wettert. Sie soll im Herbst vergangenen Jahres aufgenommen worden sein. Für das Video hat er sich Haare und Bart schwarz gefärbt. Er wirkt geschminkt. Was er in den Botschaften sagt, wollte die US-Regierung aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlichen.
Die Aufzeichnungen sollen aber nicht nur der Demontage des meistgesuchten Terroristen der Welt dienen. Auch sollen sie Kritikern an der Ausführung der Kommandoaktion beweisen, dass der 53-Jährige noch bis zu seinem Tod aktiv an der Planung und Vorbereitung von Anschlägen beteiligt war.
Aus Ermittlerkreisen in Washington drang unterdessen an die Öffentlichkeit, dass ein privates Telefonat die Fahnder auf die Spur des Topterroristen geführt hat. Demnach erregte ein Handy-Gespräch von Bin Ladens Kurier mit einem alten Freund die Aufmerksamkeit des US-Geheimdienstes.
Die Frau des Al-Kaida-Chefs sagte derweil nach Medienberichten aus, dass sie und Bin Laden bereits im Bett gelegen hätten, als die US-Militärs angriffen. Er war laut US-Regierung unbewaffnet, im Zimmer sollen aber eine Kalaschnikow und eine Pistole gelegen haben. DeT/Red