Die USA verharren in Trauer — Lobby fordert noch mehr Waffen
Mit einer Schweigeminute gedenken die Bürger der Opfer. Der Verein der Waffenbesitzer und -hersteller will in den Schulen aufrüsten.
Newtown/Washington. Die USA haben am Freitag der Opfer des Amoklaufs von Newtown gedacht. Während die Fahnen auf Halbmast wehten, schlugen Kirchenglocken langsam 26 Mal — für jedes Opfer in der Schule ein Mal.
Viele Bundesstaaten hatten sich dem Vorschlag Connecticuts angeschlossen und auch um eine Schweigeminute um 9.30 Uhr gebeten — der Zeit, zu der die ersten Kinder getötet wurden. An der Schweigeminute beteiligte sich nach Angaben des Weißen Hauses auch Barack Obama.
Am Freitag der vergangenen Woche hatte ein 20-Jähriger zunächst seine Mutter erschossen, bevor er in die Grundschule des Städtchens Newtown eindrang. Hier tötete er sechs Frauen und 20 Kinder. Die ältesten Schüler waren gerade sieben, der jüngste war drei Wochen zuvor sechs geworden. Als die Polizei anrückte, erschoss sich der Mann.
Kurze Zeit später äußerte sich die National Rifle Association (NRA) erstmals zu dem Schulmassaker. Der Waffenbesitzerverein ist auch die Lobby der Waffenhersteller. Die Lobby schlug den bewaffneten Schutz aller Schulen vor. Bewaffnete Polizisten und bewaffnete Wächter sollten in jeder Schule in den USA Dienst tun, forderte der Vizechef der NRA, Wayne LaPierre.
LaPierre wandte sich bei seinem Presseauftritt gegen strengere Gesetze zum Erwerb von Schusswaffen in den USA. Solche Gesetze würden nichts bringen. Doch Waffen an Schulen dürften nicht länger ein Tabu sein.
Das Weiße Haus, Sportstadien und öffentliche Gebäude würden mit Waffen geschützt. „Doch unsere geliebten, unschuldigen und verletzbaren Kinder lassen wir jeden Tag furchtbar schutzlos.“ Die NRA, die nach eigenen Angaben vier Millionen Mitglieder zählt, gilt als eine der mächtigsten Lobbys in den USA.
Zugleich kam es bei dem Presseauftritt, wo Journalisten keine Fragen stellen durften, zu einem Zwischenfall. Ein Mann hielt ein Spruchband mit den Worten „Die NRA tötet unsere Kinder“ vor den Sprecher. Andere Demonstranten riefen: „Die NRA hat Blut an den Händen. Stoppt jetzt den Verkauf von Sturmgewehren.“
LaPierre rief zu einem nationalen Programm zum Schutz der Kinder an Schulen auf. Die NRA sei bereit, dabei etwa mit Trainingsprogrammen zu helfen. Doch die Medien würden die NRA hassen und ihre Ziele verunglimpfen, klagte LaPierre.
Der große Bundesstaat Ohio lockerte unterdessen seine Vorschriften zum Tragen von Schusswaffen. So werden Waffenbesitzer dort künftig nur noch beim Erwerb einer Lizenz geprüft, nicht mehr bei deren Verlängerung. Die Gesetzesänderung war aber lange vor dem Amoklauf in Gang gesetzt worden. Red