Fehde in Frankreich: Parteifreunde — Intimfeinde
Die Fehde zwischen Präsident Nicolas Sarkozy und Dominique de Villepin könnte bei der Wahl 2012 in eine neue Runde gehen.
Paris. Das Pariser Berufungsgericht hat ihn soeben vom Vorwurf des Rufmords gegen seinen Intimfeind Nicolas Sarkozy freigesprochen, da tritt Dominique de Villepin erleichtert vor die Journalisten.
Ganz Staatsmann und ein Lächeln auf den Lippen schlägt der französische Ex-Premier einen feierlichen Ton an. Er sagt: „Ich gehe gestärkt aus dieser Bewährungsprobe heraus und bin mehr denn je entschlossen, Frankreich zu dienen.“ Ein dezenter Hinweis darauf, dass der Gaullist womöglich in 234 Tagen bei der Präsidentschaftswahl antreten wird.
Sechs Jahre lang erschütterte die Clearstream-Affäre die Republik, nun hat die Justiz gestern den Schlussstrich gezogen. Gefälschte und der französischen Justiz zugespielte Kontenlisten des Luxemburger Finanzkonzerns Clearstream brachten den Polit-Skandal 2004 ins Rollen.
Auf diese Konten sollen rund 500 Millionen Dollar Schmiergeld für französische Politiker geflossen sein, die 13 Jahre zuvor einen Waffendeal zwischen Paris und Taiwan eingefädelt hatten.
Auch der Name des damaligen Innenministers Nicolas Sarkozy tauchte auf der brisanten Liste auf — jedoch zu Unrecht, wie sich schnell herausstellen sollte. So wendete sich die Affäre schnell gegen den Kabinettskollegen Dominique de Villepin. Sarkozy, in der ersten Instanz Nebenkläger, hält seinen Dauerrivalen gar für den Drahtzieher dieser Schmutzkampagne, die um ein Haar seine Karriere zerstört hätte.
Sarkozy versus Villepin — kaum ein Polit-Duell ist so verbissen geführt worden wie dieses. Es ist reich an Intrigen und Verleumdungen. Von Sarkozy etwa ist der Ausspruch überliefert, seinen Widersacher „an den Fleischerhaken“ hängen zu wollen.
2004 buhlten beide um das Erbe Jacques Chiracs. Villepin, Außenminister und später Regierungschef und Kronprinz, sah sich schon als Präsident. Doch dann schnappte ihm Sarkozy das Amt vor der Nase weg. Bezeichnend ist der Tier-Vergleich („Er Tiger, ich Pferd“), den Villepin einmal anstellte. Soll heißen: dort die wilde, unberechenbare Bestie, hier das stolze, gezähmte Ross.
Den Triumph in der Clearstream-Affäre wird Villepin nicht lange auskosten können. Denn es gibt Vorwürfe, er und Chirac hätten sich von afrikanischen Machthabern bestechen lassen. Für Sarkozy bleibt er trotzdem ein gefährlicher Widersacher, erst recht, wenn er tatsächlich bei der Wahl 2012 antritt und ihm kostbare Stimmen in der Mitte wegnehmen könnte.