Festnahme nach Mord an tunesischem Oppositionellen
Tunis (dpa) - Knapp drei Wochen nach Ermordung des tunesischen Oppositionspolitikers Chokri Belaïd hat die Polizei den mutmaßlichen Täter festgenommen. Der Mann soll die Tat bereits gestanden haben, wie der tunesische Sender Radio Mosaique am Montagabend berichtete.
Dabei soll er sich auf eine Fatwa, ein islamisches Urteil, gegen Belaïd berufen haben. Belaïd hatte sich für eine Trennung von Staat und Religion eingesetzt. Der mutmaßliche Täter soll in einem Vorort im Norden der Hauptstadt Tunis festgenommen worden sein. Ein zweiter Verdächtiger werde noch gesucht.
Der 48-jährige Belaïd war am 6. Februar erschossen worden. Der Jurist galt als einer der schärfsten Kritiker der in Tunesien regierenden Islamisten. Seine Beisetzung wurde zu einer der größten Protestaktionen seit der Revolution vor gut zwei Jahren. Tausende Menschen gingen auch auf die Straße, um gegen die regierende islamistische Ennahda-Partei zu protestieren. In deren Reihen waren die Attentäter zunächst vermutet worden.
Nach der Tat hatte der inzwischen zurückgetretene Ministerpräsidenten Hamadi Jebali die Bildung einer Regierung aus parteiunabhängigen Experten durchsetzen wollen, um das Land zu beruhigen. Damit konnte er sich vor allem gegen seine eigene Ennahda-Partei nicht durchsetzen. Nach dem Rücktritt Jebalis ist nun der bisherige tunesische Innenminister Ali Larayedh mit der Regierungsbildung beauftragt worden.