Frankreich: Endspurt im Rennen um die Macht

Sarkozy und Hollande kämpfen um jede Wählerstimme.

Paris. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (57) stemmt sich mit aller Macht gegen die am Sonntag drohende Niederlage in der Stichwahl. Vor 10 000 Parteimitgliedern im „Zénith“-Konzertsaal von Toulon entwirft er ein Schreckensszenario, falls sein favorisierter Widersacher, der Sozialist François Hollande, neuer Staatschef werde: „Die Linke richtet die Republik zugrunde, die Linke liebt die Republik nicht“.

Nach dem für ihn unbefriedigenden Patt im TV-Duell taucht der Wahlkämpfer Sarkozy in ein Wechselbad der Gefühle. Einer Umfrage der Zeitung „Le Parisien“ zufolge fanden nur 31 Prozent der TV-Zuschauer den Präsidenten überzeugend, aber 40 Prozent den Herausforderer. Ein Dämpfer für den Noch-Hausherrn im Elysée-Palast.

Zwischendurch dann ein Lichtblick: Denn der uneinholbare Abstand zwischen den beiden Finalisten hat sich verkürzt. Jetzt geben nur noch 52,5 Prozent an, Hollande wählen zu wollen — 47,5 Prozent sind für Sarkozy: der beste Wert der letzten Monate. Wieder keimt Hoffnung auf.

Doch dann tritt der Zentrist Francois Bayrou, Präsident des bürgerlich-liberalen „Mouvement Démocrate“ (Modem) vor die Presse. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen landete er mit 9,1 Prozent auf dem fünften Platz. Mit Spannung wird erwartet, für wen sich der Modem-Chef erklären wird. Zum großen Entsetzen des Sarkozy-Lagers sagt Bayrou: „Ich werde Hollande wählen“. Ein schwerer Schock für die Präsidentenpartei UMP.

François Hollande, der bereits einen zwölf Monate langen Marathonlauf hinter sich hat, spürt, dass die Macht jetzt zum Greifen nahe ist. Doch in Toulouse, wo die ausgelassenen 30 000 „Sarko-du-bist-kaputt“ skandieren, dämpft er den aufbrausenden Siegestaumel. Hinter den Kulissen sind die Sozialisten jedoch schon längst dabei, eifrig die Schlüsselposten der Macht zu verteilen.