Frankreich greift mit Soldaten in den Konflikt in Mali ein
Paris/Bamako (dpa) - Frankreich unterstützt Mali aktiv mit Soldaten im Kampf gegen die vorrückenden islamistischen Rebellen.
Der französische Staatspräsident François Hollande gab am Freitagabend in Paris bekannt, dass die ersten Truppen schon am Nachmittag in dem westafrikanischen Krisenland eintrafen. Die Operation werde so lang dauern wie notwendig, sagte Hollande. Der Einsatz sei am Morgen mit dem malischen Interimspräsidenten Dioncounda Traoré vereinbart worden. Traoré hatte zuvor in einem Brief an Hollande und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon um Hilfe gebeten.
„Frankreich wird bereit sein, die Offensive der Terroristen zu stoppen, falls sie weitergehen sollte“, hatte Hollande bereits zuvor in Paris betont. Dabei werde sein Land „streng im Rahmen der Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen handeln“, versicherte er am Freitag. Alle Franzosen wurden aufgefordert, Mali zu verlassen, sofern ihre Anwesenheit nicht unabdingbar sei.
Paris will zudem in Mali zwei im Norden des Landes entführte Franzosen befreien. Frankreich werde „alles tun“, um die Geiseln zu retten, sagte Außenminister Laurent Fabius am Freitagabend in Paris. Die beiden Franzosen sind seit November 2011 in den Händen der Islamisten.
Die Regierung in Mali bestätigte die militärische Unterstützung aus dem Ausland. Truppen aus Frankreich, Nigeria und dem Senegal seien gemeinsam mit Soldaten der Regierung im Einsatz, um die islamistischen Rebellen zu bekämpfen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Bamako. Oberst Abdramane Baby erklärte, die Soldaten seien bereits am Donnerstag in der Stadt Mopti im Zentrum des Krisenlandes angekommen. Um wieviele Soldaten es sich handele, ließ er offen. Extremisten versuchen seit Tagen, weiter nach Süden vorzudringen und die Stadt Mopti zu erobern.
Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas begrüßte die rasche Truppenentsendung nach Mali. Ecowas-Vorsitzender Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste, lobte in einer in Abidjan verbreiteten Erklärung vor allem die französische Regierung „für die schnelle Reaktion zur Stabilisierung der militärischen Lage in Mali“. Allerdings sei diese Reaktion auf bilateraler Basis erfolgt, und nicht auf Grundlage der Ende des Vorjahres verabschiedeten Resolution des Weltsicherheitsrates, fügte Ecowas-Sprecher Sunny Ugoh hinzu.
Die Ecowas bereitet sich derzeit auf die Entsendung einer 3500 Mann starken Truppe nach Mali vor. Wann der Einsatz beginnen kann, für den der Sicherheitsrat Ende des Jahres grünes Licht gegeben hatte, ist aber noch unklar. Angesichts des Vormarsches der islamistischen Rebellen hatte der UN-Sicherheitsrat in New York am Donnerstag die schnelle Entsendung einer afrikanisch geführten Militärmission gefordert.
Die Europäische Union plant derzeit keinen Kampfeinsatz unter EU-Flagge in Mali. Man wolle aber etwa 200 Militärberater entsenden, die malische Soldaten auf den Kampf gegen Rebellen vorbereiten sollen, sagten Diplomaten in Brüssel. Die Europäische Union will die Militärausbilder allerdings rascher als bisher geplant nach Mali schicken. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton teilte am Freitag in Brüssel mit, die EU werde die Vorbereitungen für die Entsendung der Ausbilder „beschleunigen“. Bisher war geplant, die Ausbilder innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres nach Mali zu schicken.
Deutschland schließt einen Kampfeinsatz der Bundeswehr in dem westafrikanischen Krisenstaat derzeit aus. Außenminister Guido Westerwelle rief in Berlin dazu auf, die politischen Bemühungen für ein Ende der Krise nochmals zu verstärken. „Eine allein militärische Lösung wird es nicht geben.“ Das Auswärtige Amt warnte unterdessen vor Reisen nach Mali und rief alle Deutschen, deren Aufenthalt in Mali nicht unbedingt erforderlich sei, zum Verlassen des Landes auf.
Das Verteidigungsministerium widersprach einem Bericht der Zeitung „Le Figaro“, wonach sich bereits deutsche Soldaten in Mali aufhalten. Nach Angaben aus Regierungskreisen könnte es sich dabei allenfalls um Deutsch sprechende Angehörige der Fremdenlegion handeln. Der „Figaro“ hatte berichtet, deutsche und französische Truppen seien in der Nähe der Stadt Mopti eingetroffen, die im Zentrum Malis liegt.
Der Norden des westafrikanischen Landes wird seit Monaten von Islamisten beherrscht. Sie versuchen derzeit, weiter nach Süden vorzudringen. Befürchtet wird, dass sich Mali zu einer Hochburg des internationalen Terrorismus entwickeln könnte.