Franzosen in Mali auf dem Vormarsch
Addis Abeba/Bamako (dpa) - Der Vormarsch französischer Eliteeinheiten gegen islamische Extremisten im Norden Malis kommt schneller voran als erwartet.
Am Samstag eroberten die von der malischen Armee unterstützten Franzosen die strategisch wichtige Stadt Gao im Norden des Wüstenstaats zurück - sie war die „Hauptstadt“ des von den Islamisten beherrschten Territoriums. Nach Angaben malischer Medien sind die Extremisten zudem auf dem Rückzug aus der im Juni eingenommenen historischen Wüstenstadt Timbuktu. „Die malischen und französischen Truppen stehen vor Timbuktu. Sie kontrollieren das Gebiet“, sagte ein Armeesprecher.
Am Sonntag bombardierten französische Kampfjets zudem die Umgebung der Stadt Kidal an der Grenze zu Algerien. „Heute Morgen wurde das Hauptquartier der bewaffneten Gruppen in Kidal angegriffen. Das Haus des Ansar-Dine-Anführers Iyad Ag Ghali wurde ebenfalls bombardiert“, sagte der Armeesprecher weiter. „Gao wurde gestern eingenommen. Unsere Truppen kontrollieren die gesamte Stadt“, fügte er hinzu. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas beschloss bei einem Treffen führender Militärs in Abidjan in der Elfenbeinküste, ihr Truppenkontingent zur Unterstützung der malischen Armee von ursprünglich 3300 Mann auf 7700 Soldaten aufzustocken. Bisher sind erst knapp 1750 Soldaten der westafrikanischen Nachbarn in Mali eingetroffen, um sich an der multinationalen Eingreiftruppe zu beteiligen. Die meisten Soldaten stellen mit je 550 die Länder Tschad und Niger.
Die Europäische Union beginnt Mitte Februar mit der Entsendung von Militärausbildern nach Mali, wie ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel sagte. Diplomaten nannten den 12. Februar als Starttermin.
Die EU hatte Mitte Januar beschlossen, 200 bis 250 Militärausbilder nach Bamako zu schicken, um Malis Armee im Kampf gegen die Islamisten zu unterstützen. Doch will sich die EU nicht mit Kampftruppen am französisch-afrikanischen Militäreinsatz beteiligen. Bis 2012 hatten die USA malische Soldaten ausgebildet - viele liefen jedoch anschließend zu den Separatisten im Norden über.
Beim 20. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba begrüßten die anwesenden Staats- und Regierungschef der 54 Länder des Kontinents den Militäreinsatz Frankreichs. Der neue äthiopische Ministerpräsident Hailemariam Desalegn rief in einer Rede diejenigen Länder zur zügigen Entsendung von Truppen auf, die eine Beteiligung an der Mission Afisma (African-led International Support Mission in Mali) zugesagt haben.
In Gao kontrollieren malisch-französische Truppen den Flughafen und die wichtige Wabary-Brücke über den Niger. Gao, Kidal und Timbuktu gelten als die wichtigsten Städte des Nordens. „Wir wollen bei der Rückeroberung der besetzten Gebiete keine Minute Zeit verlieren“, sagte Armeesprecher Diarran Kone am Telefon.
Islamistengruppen hatten die Region erobert, nachdem im Zuge eines Militärputsches in der Hauptstadt Bamako im März 2012 im ganzen Land ein Machtvakuum entstanden war. Der Ministerrat in der Hauptstadt Bamako einigte sich am Wochenende auf einen Plan zur Wiederherstellung von Malis territorialer Integrität und zur Organisation freier und fairer Wahlen. Das teilte das Präsidialamt mit. Nun muss das Parlament dem Dokument zustimmen.
Auch Belgien beteiligt sich mit Ausrüstung an der Intervention: Am Sonntag entsandte Brüssel rund 40 Militärs nach Bamako. Sie sollen mit zwei Sanitäts-Hubschraubern den französischen Streitkräften beim Transport von Verletzten helfen, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga.
Deutschland will die afrikanischen Truppen mit Lastwagen, Uniformen und Stiefeln ausrüsten. Das habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem französischen Präsidenten François Hollande in der vergangenen Woche zugesichert, berichtet das Magazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf die Bundesregierung. Deutschland stellte bereits zwei Transportflugzeuge zur Verfügung, die afrikanische Soldaten der Interventionstruppe nach Bamako bringen sollen.
Bereits am Mittwoch hatte Merkel dem bisherigen Präsidenten der Afrikanischen Union, Thomas Boni Yayi, bei dessen Besuch in Berlin Ausrüstung für die Soldaten zugesagt, den Einsatz von Kampftruppen aber erneut ausgeschlossen. Boni Yayi legte sein Amt am Sonntag beim zweitägigen AU-Gipfel nach einem Jahr nieder. Als sein Nachfolger wurde der äthiopische Premier Desalegn gewählt.