Spaniens König und der Skandal-Schwiegersohn
Juan Carlos geht immer mehr auf Distanz zum Mann seiner Tochter. Der steht unter Betrugsverdacht.
Madrid. Spaniens König Juan Carlos geht auf Distanz zu seinem Schwiegersohn Inaki Urdangarin, der tief in einen Betrugs- und Korruptionsskandal verstrickt ist.
Nachdem gegen Urdangarin, Ehemann der Königstochter Cristina, immer mehr belastendes Material auftaucht, griff Juan Carlos nun zu einem außergewöhnlichen Schritt: Er ließ auf der Internetseite des Königshauses alle Spuren des Schwiegersohnes löschen. Etwa die Internetseite, auf der bisher die Biografie Urdangarins und zahlreiche seiner Fotos zu finden waren.
Bereits vor einem Jahr hatte Juan Carlos das Schwarze Schaf der Familie von allen offiziellen Auftritten der Royals ausgeschlossen. Nachdem nun eine Anklage und möglicherweise auch eine Verurteilung Urdangarins immer näher rückt, entschloss sich der König zum virtuellen Rauswurf. Damit will Juan Carlos klar machen, dass der auf Abwege geratene Schwiegersohn nicht mehr zum Königshaus gehört.
Dem früheren Handball-Nationalspieler wird vorgeworfen, von 2004 bis 2006, zusammen mit einem Teilhaber, mehrere Millionen Euro an öffentlichen Geldern ergaunert und Steuern hinterzogen zu haben. Ob es mit dieser „Löschaktion“ im Internet gelingt, weiteren Schaden vom Königshaus fernhalten, gilt jedoch als fraglich. Inzwischen tauchen immer mehr Hinweise auf, dass auch Prinzessin Cristina von den dubiosen Praktiken wusste.
Sogar König Juan Carlos soll Urdangarin, der als Marketing-Berater „mit königlichen Kontakten“ um öffentliche Aufträge buhlte, bei der Anbahnung geschäftlicher Kontakte geholfen haben. Später, als der Monarch ahnte, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging, versuchte er, die unsauberen Aktivitäten des Schwiegersohnes zu unterbinden — freilich vergeblich.
Der Korruptionsskandal ist freilich nur eines von vielen Problemen, die dem spanischen Königshaus zu schaffen machen: Die Gesundheit von Juan Carlos, der gerade 75 Jahre alt wurde, bereitet immer mehr Sorgen. Nach seinem Sturz bei einer Elefantensafari in Botswana im Frühjahr 2012 musste er bereits drei Mal an der Hüfte operiert werden.